Ausschließlich bis 2008

Interessenkonflikte von Leitlinienautoren waren und sind immer wieder ein Thema hier im Blog. Leitlinienautoren besitzen im Bereich Pharma und Medizintechnologie einen enormen Einfluss auf die Verkaufszahlen von Produkten. Denn natürlich führt die leitlinienkonforme Therapie automatisch zu einem Klingeln in den Kassen derjenigen Hersteller, deren Produkte es zu einer wohlwollenden Erwähnung in den Leitlinien geschafft haben.

Umso stärker sind Leitlinienautoren und solche, die es einmal werden könnten, als “Berater” der pharmazeutischen Industrie gefragt. Denn kaum eine Investition dürfte in der Branche, die ohnehin nicht über karge Renditen klagen muss, einen günstigeren ROI aufweisen als der Einkauf dieser Experten.

So verwundert es nicht, dass die Empfehlungen vieler Leitlinien in diametralem Gegensatz zu den Einschätzungen unabhängiger Experten stehen. Auch Medikamente, deren Nutzen fraglich und deren Schadenspotential groß ist schaffen es regelmäßig zu einer positiven Erwähnung. Um den beißenden Geruch von Korruption zu mildern, den viele Leitlinien schon beim Öffnen verströmen, werden die Interessenkonflikte der Autoren meist gar nicht erst publik gemacht.

Erwartet das Publikationsorgan aber eine Interessenskonflikterklärung, dann wird eben gelogen, dass sich die Balken biegen:

(Mehr zum Casus Schmiegel hier.)

Einen schönen Überblick über die Misere bietet ein jüngst erschienener Artikel von Erich Lederer im DocCheck-Newsletter.

Seit der aktuellen Ausgabe des Ärzteblattes gibt es nun eine neue Entwicklung zu vermelden. Denn auf einmal scheint es den Leitlinienautoren (hier aus dem besonders lukrativen Bereich Psychiatrie) fast ein wenig peinlich zu sein, in der Vergangenheit von den Herstellern der von ihnen besprochenen Produkte Geld bezogen zu haben, und sie geben sich vollständig geläutert:

Martin Härter hat 2008 Vortragshonorare der Firmen Lilly und Boehringer-Ingelheim erhalten. Isaac Bermejo hat bis 2008 Vortragshonorare der Firma Böhringer-Ingelheim und Wyeth-Pharma erhalten.

Frank Schneider hat ausschließlich bis 2008 Vergütungen für Vorträge und Mitwirkung in External Advisory Boards erhalten von AstraZeneca, Janssen-Cilag, Otsouka und Wyeth.

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