Ein Schnupfen dauert eine Woche. Und wenn man Pillen schluckt, dann geht er in sieben Tagen vorbei, das ist allgemein bekannt.
Der Unterschied: Mit Pillen sind Fieber und Kopfschmerzen vielleicht leichter zu ertragen. Man kann sich aber auch einfach ins Bett legen mit heißem Lindenblütentee und einem guten Buch.
Ein steifer Grog wirkt übrigens genauso gut. Andere Leute sind tapfer und schleppen sich wie gewohnt weiter zur Arbeit…
So geht’s nicht weiter, heißt es nun in einer Pressemitteilung der Stada GmbH, ihres Zeichens Herstellerin verschiedener freiverkäuflicher Erkältungsmittelchen.
Die Meldung wurde seither in verschiedenen Medien, etwa auch in der Ärztezeitung weiterverbreitet.
“Sechzig Prozent aller Deutschen reagieren viel zu spät!” heißt es, wobei man eine eigens in Auftrag gegebene Meinungsumfrage zitiert. Wer gleich beim ersten Kratzen im Hals Pillen einwirft, könne damit gefährliche Komplikationen wie Nasennebenhöhlen- oder Lungenentzündung verhindern, suggeriert man und zitiert auch gleich eine passende Expertin.
Für diese Behauptung gibt es allerdings keinerlei wissenschaftliche Evidenz.
Es bleibt dabei: Ein Schnupfen ist ein Schnupfen ist ein Schnupfen und damit keine schwere behandlungsbedürftige Erkrankung sondern eine harmlose Befindlichkeitsstörung. Wer Angst hat, dass etwas Schlimmeres dahinter stecken könnte, kann zum Arzt gehen und wer ein guter Arzt ist, der dramatisiert die Geschichte nicht unnötigerweise sondern schickt den Patienten mit freundlichen guten Ratschlägen nach Hause.
Das sagt der gesunde Menschenverstand. Aber würden alle so handeln, dann wäre ein wichtiger Wirtschaftszweig ernsthaft in Gefahr. Und man sägt ja schließlich nicht gern an dem Ast, auf dem man sitzt.