Wie im richtigen Leben kann es beim Herstellen von Beziehungen gemeinerweise auch zu Modeerscheinungen kommen, zu Mainstream-Verknüpfungen von denen nicht klar ist, ob sie trotz oder wegen ihres Einfrierens auf Stammtischniveau so verbreitet sind.
Zu diesen Merkwürdigkeiten zählt die selbst unter Medizinern, Psychotherapeuten und Psychologen gehandelte Auffassung, der Zustand einer meditativen Selbstversenkung und ein Substanz bedingter Rauschzustand hätten weitestgehende Ähnlichkeit.
Dieser fundamentale Irrtum ist deshalb brisant, weil hieraus unter anderem Schlüsse gezogen und Handlungen abgeleitet werden, die die Bezeichnung Körperverletzung rechtfertigen könnten – möglicherweise ohne dass es dem Handelnden bewusst wäre oder in dessen Absicht läge.
Der Irrtum liegt im nicht hinreichenden Verstehen von Mechanismen der Substanzwirkungen und der Meditation. Oberflächlich betrachtet könnte man durchaus eine Ähnlichkeit konstatieren: Zeichen von «entrückt-sein», der Abkehr von äußeren Dingen, Selbstvergessenheit und Glücksgefühl, alles das scheint identisch zu sein. Der Schein trügt.
Der Mechanismus einer Substanzwirkung ist die zwangsweise Veränderung körperinterner Kommunikation durch körperfremde Stoffe mit der Folge der Störung körpereigener Regelkreise, also eine unabwendbare Störung der intrapersonalen Kommunikation.
Beispiel: Heroin erzeugt ein Glücksgefühl. Das tut es, indem es an Rezeptoren andockt, die eigentlich für das körpereigene Endorphin gebaut sind. Das vom Körper produzierte Endorphin findet nun kein zugehöriges Plätzchen mehr, es ist überflüssig. Das ist das Signal für den Regelkreis, die Produktion von Endorphinen zu drosseln oder gänzlich einzustellen. Genau das passiert beim Konsum von Heroin und Methadon und ist der Grund für die regelmäßig zu findende erlahmte oder erloschene Endorphinproduktion bei Konsumenten dieser Substanzen.
Der Mechanismus der Meditation ist die Intensivierung der körperinternen Kommunikation durch körpereigene Stoffe mit der Folge der Aktivierung körpereigener Regelkreise.
Beispiel: Glücksgefühle durch Meditation ergeben sich aus der vermehrten Ausschüttung von Endorphinen. Das geschieht durch Aktivierung der entsprechenden Regelkreise. Alle Endorphine finden ihr Plätzchen und werden deshalb auch entsprechend nachproduziert. Das ist einer der Grunde, weshalb die angenehme, bisweilen glücklich gestimmte Grundbefindlichkeit auch nach Beendigung der Meditation noch lange anhalten kann. Die Heroin-vermittelte Hochstimmung hört sofort auf, wenn das Heroin weg ist.
Meditation bedeutet also eine mitunter nachhaltig positive Intensivierung körpereigener Kommunikation, Substanzkonsum das Gegenteil: eine mitunter nachhaltig gravierende Störung der körpereigenen Kommunikation.