Internetverbot im Krankenhaus

Unausgeschlafen und unwach schlurfe ich des morgens an der Pforte vorbei, raunze dem Pförtner ein „guten Morgen“ entgegen und schaue ins Postfach. Da liegt ein Briefumschlag. Ich stecke ihn ein und gehe rauf auf Station, greife mir in der Küche einen Kaffee und gehe ins Arztzimmer um meinen Kittel zu holen.
Da steht Kalle, in der Hand einen geöffneten Briefumschlag und einen A4-Zettel.
„….Unglaublich!“
„Was denn?“
„Hast Du auch gekriegt!“
Ach ja. Ich nehme den verknitterten Umschlag aus meiner Tasche und öffne ihn. Er enthält eine Belehrung. Eine Belehrung unserer Verwaltung über den korrekten Umgang mit dem Internet auf der klinikinternen EDV-Anlage. Die Internetnutzung ist nämlich bereits seit jeher ausschließlich für dienstliche Belange gestattet und bei Zuwiderhandlung ist mit Abmahnungen und im Wiederholungsfall auch mit Kündigung zu rechnen.
„Und was soll das jetzt?“
Zum Zweck der Sicherheit hat man jetzt gewisse Seiten mit anstößigen Inhalt gesperrt und die Nutzung aller übrigen Seiten wird geprüft.
„Marvin hat letztens im Nachtdienst Pornos angeschaut!“ sagt Kalle.
Okay, das hat er mir auch erzählt. Wahrscheinlich hat er es jedem erzählt und war sogar stolz darauf.
„Und was machen wir jetzt?“
In langen Dienst-Nächten ist das Internet eine Überlebensnotwendigkeit. Als Alternative bliebe sonst nur das Fernsehen, aber das ist bekanntlich indiskutabel.
„Starten wir eine Gegenoffensive!“
„Wie soll das gehen?“
„Ich werde nachher mal ganz unschuldig bei der Frau Schuster in der Verwaltung anrufen und ihr sagen, dass ich gerade vor dem Computer sitze und jetzt gerne die Seite den neuesten kardiologischen Leitlinien aufrufen möchte aber nicht weiß, ob ich das darf. Dann werde ich sie fragen, ob sie mir eine Liste der erlaubten Webseiten zur Verfügung stellen kann…“
„Aha?“
„Und wenn ich das dann jeden Tag mache, und Du auch und alle anderen Kollegen ebenfalls…“
„….dann werden wir sie damit zur Weißglut treiben?“
Warum nicht? Auf einen Versuch käme es an!

Diesen Artikel widme ich mit ganz herzlichen Grüßen aus gegebenem Anlass der Chaos-Heldin Josephine, seit gestern zweitmeistgelesenste Gesundheitsbloggerin Deutschlands.

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