Nachtdienst unter Druck (Dr. Pressure) – da ist Musik drin!

Mann, das war wieder ein turbulenter Tag. Müde lass ich mich aufs Bett fallen. Noch was lesen? Bloß nicht! Lieber ein bisschen Musik. Während mein MP3-Player mir diverse Songs ins Ohr shufflet, fallen mir langsam die Augen zu…da schrillt mein Pieper!

drbeat1

Ich schrecke hoch, greife reflexartig zum Telefon und rufe in der Ambulanz an. Am anderen Ende der Leitung wimmert Pfleger Micha:“Die ganze Welt ist krank! Hilf uns, Torsten“ (Heal the world) – Puh, scheint also mächtig was los zu sein! Ich spurte in die völlig überfüllte Notaufnahme. Vier Engländer mit coolen Frisuren schreien am lautesten um Hilfe (Help!). Aber auch zwei schwedische Ehepaare sind in Not (SOS). Hier verlangt eine etwas adipöse Dame stimmgewaltig nach Rettung (Rescue Me) – da säuselt eine melancholisch Schöne was Ähnliches. Sie will dann aber irgendwie doch nicht (Rette mich später). Naja, Fieber hat die auf jeden Fall nicht (36 Grad) und ich schicke sie  wieder nach Hause in ihre 2Raumwohnung.

Irgendwie haben ganz viele Patienten Herzprobleme. Eine Frau, die wohl eher was an den Stimmbändern hat, klagt röchelnd über Herzschmerzen  (It’s A Heartache). Ein paar in die Jahre gekommene Elektriker verlangen ständig nach einem EKG (Elektro Kardiogramm).

Ich fordere mal Verstärkung von der Intensiv-Station an. Kollege Patrick ist zwar drollig, mir aber keine Hilfe. Ständig versucht er, irgendwen wiederzubeleben (Reanimate). Selbst bei Schwester Celine setzt er den Defi an! Aber die gibt ihm die passende Antwort (My Heart Will Go On). Na, jetzt weiß ich wenigstens, warum das Team auf der Intensiv immer so geladen ist (Elektrisches Gefühl).

Mein heutiger Nachtdienst ist mal wieder ein Hitparade-Beispiel dafür, dass sich eine Fortbildung in Psychiatrie lohnt: Eine ungemein drahtige Über-50-Jährige berichtet mir ganz offen von ihrer psychischen Störung (Borderline). Sie hat eine Kollegin im Schlepptau, die auch keinen Hehl aus ihrer (sehr!) multiplen Persönlichkeit macht (I’m Every Woman). Klingt mir aber irgendwie nachgeplappert. Bei der mach ich erstmal ein Drogen-Screening. Die Dritte im Bunde trägt ein bizarres Outfit, bezeichnet sich selbst als gaga und wird von Fotografen verfolgt (Paparazzi). Aha. Na, dann weiß ich da auch schon mal Bescheid. Verfolgungswahn hat auch gleich eine ganze Truppe ziemlich finster aussehender Rentner befallen (Paranoid) – und Juliane W. hat akustische Halluzinationen (Stimmen im Wind).

Statt weniger, werden es aber immer mehr Patienten. Auf einmal fängt mein Pieper auch wieder an zu fiepen. Ich beachte ihn aber nicht, weil gleichzeitig Tausende von Jugendlichen, die offensichtlich an DSDS (dissonantly singing dancer’s syndrome) leiden, die Notaufnahme stürmen. Ich kriege Panik. Mein Pieper schrillt penetrant. Angst! Moment mal – welcher Pieper eigentlich? Ich hab doch gar keinen Pieper. Genauer betrachtet sieht das Ding eher aus wie mein Wecker.
Ich schalte den Alarmton aus und pelle mich zerknautscht aus dem Bett. Vor mir liegt ein arbeitsreicher Tag in der Redaktion. Zum Wachwerden mach ich erstmal Musik an…

Playlist
Track 1:      Mylo – Dr. Pressure (vs. Miami Sound Machine) (2005)
Track 2:      Michael Jackson – Heal The World (1992)
Track 3:      The Beatles – Help! (1965)
Track 4:      Abba – SOS (1975)
Track 5:      Fontella Bass – Rescue Me (1965)
Track 6:      2Raumwohnung – Rette mich später (2010)
Track 7:      2Raumwohnung – 36 Grad (2007)
Track 8:      Bonnie Tyler – It’s A Heartache (1978)
Track 9:      Kraftwerk – Elektro Kardiogramm (2003)
Track 10:    Patrick Nuo – Reanimate (2003)
Track 11:    Celine Dion – My Heart Will Go On (1997)
Track 12:    Juli – Elektrisches Gefühl (2010)
Track 13:    Madonna – Borderline (1984)
Track 14:    Whitney Houston – I’m Every Woman (1993)
Track 15:    Britney Spears – Crazy (1999)
Track 16:    Lady Gaga – Paparazzi (2009)
Track 17:    Black Sabbath – Paranoid (1970)
Track 18:    Juliane Werding – Stimmen im Wind (1986)

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *