Verträglichkeit von Kunststoff-Füllungen und -Klebern (Kompositen): Praxisbericht von Dr. Just Neiss, Zahnarzt in Heidelberg
Komposite gelten im Allgemeinen als verträglich. Ob diese Auffassung zurecht besteht, wird erst die Zukunft erweisen, denn weiterhin sind ihre biologischen Wirkungen weitestgehend ungeklärt und Forscher mahnen immer wieder “weitere Untersuchungen” an. Dr. Just Neiss beschreibt in seinem sehr nachdenklich stimmenden Artikel, wie auf der Basis kinesiologischer Diagnostik erstaunliche Ergebnisse erzielt werden können und warum er für eine Neubewertung des Risikopotentials der Komposite plädiert.
Gesundheitliche Risiken oder Beeinträchtigungen durch Füllungen lassen sich wissenschaftlich anscheinend schwer nachweisen. Wie anders ist sonst zu erklären, dass trotz positiver Datenlage das Thema Amalgam immer noch kontrovers diskutiert wird, obwohl Quecksilber und alle anderen Bestandteile im Sinne chemischer Nachweisbarkeit sehr einfache Stoffe sind?
In Anbetracht dessen scheint es nahezu unmöglich, den um ein Vielfaches komplexeren Metabolismus von Kunststoff-Materialien mit ihren unterschiedlichen Bestandteilen und Strukturen zu erforschen. Obwohl (oder weil?) ihre biologischen Wirkungen weitestgehend unerforscht sind und trotz allen Wissens um das toxische, allergische und mutagene Potential ihrer
Inhaltsstoffe wird das (Krankheits-)Risiko für den Patienten als gering bewertet [1,2,3].
„…Aus dieser Datenlage kann man folgern, dass Komposit-Kunststoffe systemisch nicht toxisch sind….”[2]. In diesem Zusammenhang sollte allerdings folgendes berücksichtigt werden: Um systemische Wirkungen von Komposit-Kunststoffen am Menschen prüfen zu können, bedarf es geeigneter wissenschaftlicher Methoden.
Diese stehen gegenwärtig jedoch nicht zur Verfügung. Infolgedessen werden in der gesamten Forschung ersatzweise Versuchstiere untersucht – üblicherweise Mäuse und Ratten, bei denen man die Dosis der Testsubstanz bestimmt, die bei 50% der Versuchstiere zur Letalität führt [4].
Entsprechend zurückhaltend wird die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen beurteilt, die dann bestenfalls äußerst allgemeine Risikoabschätzungen zulassen. Das heißt, für uns Menschen gibt es bisher keine verlässlichen, wissenschaftlichen Daten über mögliche systemische Wirkungen – und kann es gegenwärtig nicht geben. Alle verfügbaren Daten bezüglich Biokompatibilität beziehen sich auf lokale Untersuchungen, meistens an isolierten Zellen [4].
Da ich nicht in der wissenschaftlichen Forschung, sondern als niedergelassener Zahnarzt tätig bin, berichte ich nachfolgend von meinen Beobachtungen, Erfahrungen und Ergebnissen aus der Praxis und möchte ausdrücklich auf mögliche Zusammenhänge zwischen Kunststoff-Materialien
und gesundheitlichen Beeinträchtigungen verschiedenster Art hinweisen.
Eine Fallgeschichte mit Folgen
Auf systemische Wirkungen von Kompositen (“Kunststoff”-Füllungen und -klebern) wurde ich aufmerksam durch einen 15-jährigen Jungen, der immer ein guter Schüler gewesen war und nie Probleme mit dem Lernen gehabt hatte, dann aber überraschend das letzte Schuljahr hatte wiederholen müssen. Und nun sah es so aus, als ob auch die Versetzung am Ende der Wiederholerklasse gefährdet sei.
Sein Zustand: Starke Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Schlappheit und Müdigkeit in ungekanntem Ausmaß, dazu migräneartige Kopfschmerzattacken mit Licht- und Geräuschempfindlichkeit sowie Infektanfälligkeit. In einem Gespräch mit der Mutter entstand die Hypothese, dass all diese Symptome vielleicht mit seiner festsitzenden Spange in Zusammenhang stehen könnten, denn sie hatten etwa zwei Monate nach Einsetzen dieser Spange begonnen – und waren nicht weniger, sondern allmählich stärker geworden.
Aufgrund dieser Hypothese führten wir einen störfelddiagnostischen kinesiologischen Direkttest an einigen der 28 Klebestellen durch. Das Ergebnis war jeweils eine starke Regulationsstörung – das heißt, der „Kleber” wirkte als permanenter Stressfaktor. Nach Entfernung aller Brackets besserte sich die Symptomatik bereits schlagartig auf etwa 50% des vorherigen Niveaus, was sowohl Freude als auch Enttäuschung auslöste. Da keine weitere Besserung eintrat, führte ich einige Wochen später den Test noch einmal durch.
Ergebnis: Jeder Zahn war noch durch Komposit („Kunststoffkleber”) belastet. In drei mühsamen Sitzungen wurden dann sämtliche noch verbliebenen Kleberreste entfernt, ständig begleitet von kinesiologischen Tests, um die Restbelastung zu minimieren. Das Ergebnis war eine Gesamtbesserung um 80 – 90 %. Die Versetzung hat er übrigens geschafft. Diese Geschichte war sehr eindrücklich für alle Beteiligten. Für mich wurde sie zum Impuls, systematisch nach Zusammenhängen zwischen Kompositen und Symptomen jeglicher Art zu fahnden.
Im Laufe der darauf folgenden fünf Jahre konnten wir weitere vielfältige systemische Wirkungen beobachten, die sich jeweils eindeutig zuordnen ließen (auf die Eindeutigkeit gehe ich später ein): Unterschiedlichste Schmerzsymptomatiken, die meist lokal sehr eng umgrenzt sind, an Kopf, Schulter, Ellbogen, Rücken, Hüfte, Knie und Fuß, Organsymptome an Herz, Augen, Mamma, Prostata und Blase, Bein-Ödeme, Hautreaktionen, Lebensmittel Allergien, Energiedefizit, Schwindel, Übelkeit, menstruelle Dysregulation, Bluthochdruck und Herzrasen. Eine einzige Füllung kann auch zugleich (Mit-)Ursache mehrerer Symptome sein – z.B. von Kopf und verschiedenen Gelenkschmerzen.
Quelle:
Verträglichkeit von Kunststoff-Füllungen und -Klebern (Kompositen): Schulterschmerzen, Herzrasen oder Gedächtnistörungen – Fälle für den Zahnarzt?, Artikel als PDF (Größe 72 KB) auf der Homepage der GZM (Internationale Gesellschaft für ganzheitliche Zahnmedizin)
Verwandte Beiträge
1. Video zum Thema Kompositen
2. Die Belastung mit Schadstoffen