Unter Idealgewicht versteht man ein Körpergewicht, bei dem das Risiko für gewichtsabhängige Erkrankungen minimal ist. Für die Berechnung des Idealgewichts müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden: das Alter , das Verhältnis aus fettfreier zu fetthaltiger Körpermasse, die Grösse, das Geschlecht und die Knochendichte. Problematisch ist hier die Tatsache, dass das Gewicht alleine oftmals kein besonders spezifisches Kriterium für gewichtsabhängige Krankheiten darstellt. Andere Kriterien, wie die Fettverteilung, von der man weiss, dass sie das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes wesentlich mitbestimmt, werden dabei ausgeblendet. Im folgenden Artikel werden daher verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, das Idealgewicht zu bestimmen.
Der Body Mass Index (BMI)
Die gängigste Methode, das Idealgewicht zu berechnen, ist der Body Mass Index (BMI). Der BMI drückt das Verhältnis von Körpergrösse zu Körpergewicht aus.
- Berechnung des BMI: Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch Körpergrösse in Meter im Quadrat
Beispiel: Gewicht 80 kg, Grösse 1.8 m
80 geteilt durch 1.8 im Quadrat (3.24) ergibt einen BMI von 24.7
Grundsätzlich gilt für die Interpretation des BMI:
- Personen mit einem BMI unter 18.5 gelten als untergewichtig
- Ein BMI zwischen 18.5 und 25 wird als ideal angesehen
- Eine Person mit einem BMI zwischen 25 und 30 gilt als übergewichtig
- Eine Person mit einem BMI über 30 gilt als fettleibig (adipös)
Worin besteht nun das Problem mit dem BMI?
Der BMI ist eine sehr simple Methode, das Idealgewicht zu bestimmen. Wesentliche Faktoren, wie der Hüftumfang, der Taillenumfang oder andere Messgrössen werden nicht berücksichtigt. Das ist vor allem bei Personen mit einer hohen Muskelmasse (z.B. Bodybuilder) problematisch, weil deren BMI in der Regel sehr hoch ist, ihr Risiko für Herz-Kreislaufkrankheiten aber aufgrund der sehr niedrigen Fettmasse gering. Ähnlich verhält es sich mit der Fettverteilung: eine Frau mit einer typischen Birnenform kann den gleichen BMI haben wie ein Mann mit einem „Bierbauch“. Der Bierbauch ist aber metabolisch viel gefährlicher als die Birnenform. Darüber macht der BMI keine Aussage.
Viele Experten sind daher der Auffassung, dass der BMI höchstens als Orientierung nützlich ist, aber nicht als alleiniger Parameter für eine individuelle Risikobeurteilung herangezogen werden sollte.
Der Taillen-Hüften Quotient (Waist to hip ratio oder WHR)
Der Taillen-Hüften Quotient (WHR) wird aus dem Taillenumfang und dem Hüftumfang ermittelt. Er gibt Auskunft über die Art der Fettverteilung. So hat ein Mann mit einem Bierbauch und einer weiten Taille einen schlechteren Quotienten, als eine Frau mit einer Birnenform, bei der das Fett hauptsächlich um die Hüften angeordnet ist.
Diese Unterscheidung ist gesundheitsrelevant. Viele Studien haben nämlich zeigen können, dass das Bauchfett, das für den typischen Bierbauch verantwortlich ist, sehr viel gefährlicher ist, als das Hüftfett.
Typische Werte, die man beim WHR kennen sollte, sind:
Für Männer:
- WHR kleiner als 0.9: geringes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen
- WHR zwischen 0.9 und 1: moderates Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen
- WHR grösser als 1: hohes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen
Für Frauen:
- WHR kleiner als 0.8: geringes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen
- WHR zwischen 0.8 und 0.9: moderates Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen
- WHR grösser als 0.9: hohes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen
Der WHR ist ein im Vergleich zum BMI viel besserer Indikator für zukünftige Herz-Kreislaufprobleme. Aus Studien wissen wir auch, dass eine Frau mit einem WHR kleiner 0.8 deutlich fruchtbarer als Frauen mit höherem WHR ist. Ausserdem ist das Risiko für Diabetes, gewisse bösartige Erkrankungen und Herz-Kreislauferkrankungen deutlich niedriger.
Bei den Männern verhält es sich ähnlich. Männer mit einem WHR kleiner 0.9 sind generell gesünder und fruchtbarer, als Männer mit einem höheren WHR.
Worin besteht nun das Problem mit dem WHR?
Der WHR kann keine präzise Aussage über den Körperfettgehalt machen. Das ist deshalb wichtig, weil ein hoher Körperfettgehalt in der Regel für untrainierte Personen typisch ist, deren allgemeines Krankheitsrisiko erhöht ist.
Trotzdem scheint der WHR ein besserer Indikator für das Idealgewicht zu sein, als der BMI.
Was ist der Körperfettanteil?
Der Körperfettanteil gibt, wie der Name schon sagt, eine Auskunft über die Körperzusammensetzung. Er wiederspiegelt den Anteil an essentiellem Fett, sowie dem Speicherfett.
- Essentielles Fett – Das essentielle Fett ist der Anteil an Fett, den wir zum Überleben brauchen. Frauen haben hier höhere Werte als Männer. Bei den Frauen ist der Anteil an essentiellem Fett zwischen 10% und 13%, während er bei Männern lediglich zwischen 2% und 5% liegt.
- Speicherfett – Das Speicherfett besteht aus der Fettansammlung im Fettgewebe und dient der Energiespeicherung resp. In gewissen Fällen als Schutzhülle für innere Organe in der Brust oder im Bauch (beispielsweise der Nieren).
Es ist nicht genau bekannt, wie viel Körperfett normal ist. Die Amerikanische Fachstelle für Körpertraining empfiehlt die folgenden Werte:
Essentielles Fett
- Frauen 10-12%
- Männer 2-4%
Gesamtes Fett
- Athleten
- Männer 6-13%
- Frauen 14-20%
- Körperliche fitte
- Männer 14-17%
- Frauen 21-24%
- Akzeptabel
- Männer 18-25%
- Frauen 25-31%
- Übergewichtig
- Männer 26-37%
- Frauen 32-41%
- Adipös (fettleibig)
- Männer 38% oder mehr
- Frauen 42% oder mehr
Viele Experten glauben, dass der Körperfettanteil die genauste Art ist, den gewichtsspezifischen Gesundheitsstatus einer Person zu evaluieren, weil er eine exakte Aussage über die Körperzusammensetzung liefert. Jeder Mann, dessen Körperfettanteil höher als 25% und jede Frau deren Körperfettanteil höher als 31% liegt, ist entweder übergewichtig oder bereits adipös und setzt sich somit dem Risiko der typischen gewichtsassoziierten Erkrankungen aus.
Worin besteht nun das Problem mit dem Körperfettanteil?
Der Körperfettanteil ist sehr schwierig zu messen. Zwar gibt es verschiedene sehr exakte Methoden, wie z.B. der DEXA-Scan, aber die sind in der Regel nicht alltagstauglich. Am besten lässt sich der Körperfettanteil in der Praxis mit der Bioimpedanz-Methode ermitteln. Diese Methode misst die elektrische Leitfähigkeit des Körpers und berechnet daraus den Wasser- resp. Fettanteil. Nachteil der Bioimpedanz-Methode ist ihre Fehleranfälligkeit. Dennoch ist sie als Leitfaden weitherum eingeführt und absolut praxistauglich.
Zusammenfassung
Es gibt mehrere Möglichkeiten, das Idealgewicht festzustellen. Am bekanntesten und besten untersucht ist der BMI. Der BMI kann auch sehr einfach selber berechnet werden (hier ist ein schicker BMI-Rechner) und liefert für „Durchschnittsbürger“ durchaus brauchbare Werte.
Wer den Gesundheitsaspekt mehr in den Vordergrund des Idealgewichts rückt, sollte auf den WHR zurück greifen. Der WHR ist ein sehr gut untersuchter Parameter und ebenfalls zu Hause einfach auszurechnen. Im Unterschied zum BMI ist er allerdings weniger eine Messgrösse für das Idealgewicht als für die ideale Fettverteilung. Allgemein gilt Birnenform ist besser als Apfelform, oder Bauchfett ist gesundheitlich bedenklicher als Hüftfett.
Für Sportler und Personen, die eine Diät machen, ist die Bestimmung des Köperfettanteils ein guter Parameter um den Erfolg zu kontrollieren. Insbesondere bei Diäten kann er gute Aussagen zur Qualität des Gewichtsverlustes liefern und somit „gute“ von „schlechten“ Diätformen auseinanderhalten. Der Körperfettanteil ist bezüglich seiner Gesundheitsrelevanz nur bedingt zu gebrauchen. Da liefert der WHR die besseren Resultate.