Die Ehefrau des Patienten ist eine resolute Mittsiebzigerin, die sich sichtlich um Fassung bemüht. Ihre Tochter – eine attraktive Enddreißigerin – wirkt deutlich nervöser, ihre Augen sind gerötet, die Hände zittern. Ich geleite die beiden Damen in das kleine Kabuff, welches wir ab und zu als Besprechungszimmer für besondere Zwecke verwenden. Oberarzt Heimbach erwartet uns schon, drückt den beiden schweigend die Hand und deutet ihnen an, Platz zu nehmen. Ich bleibe bei der Tür stehen.
„Wie…?“ die Ehefrau bringt es nicht über die Lippen, den Satz zu beenden.
„Es ist ernst.“ sagt Heimbach.
„Er wird sterben?“
Heimbach nickt.
„Was werden Sie tun?“
„Wenn Sie einverstanden sind, werden wir auf intensivmedizinische Maßnahmen verzichten!“
Die Tochter schluchzt auf.
„Kann man denn… wirklich nichts mehr tun?“
„Er hat eine Hirnblutung erlitten. Ohne seine Grunderkrankung…“
„Sie meinen den Lungenkrebs!“
Heimbach nickt.
„Wenn das nicht wäre, könnten wir ihn mit Hubschrauber in die Neurochirurgie verlegen. Man könnte versuchen, ihn zu operieren. Aber in seinem derzeitigen Zustand wird er die Operation nicht überleben.“
Die Ehefrau atmet hörbar aus.
„Können wir… können wir ihn noch einmal sehen?“
„Selbstverständlich!“
Sie stehen auf. Heimbach führt die beiden Frauen in Kabine drei.
Sarah folgt uns.
„Ich weiß nicht, ob ich mit der Entscheidung einverstanden bin!“ zischt sie mir ins Ohr.