Das angebliche Heilpflanzenverbot – oder: nicht als heiße Luft von der Globulifront

Zunächst mal die Fakten:

  • Die EU erläßt eine Richtlinie mit dem sperrigen Titel „THMPD“. Da steht irgendwas von Heilpflanzen drin. Und wie das mit EU-Richtlinien so ist, ist das Machwerk kompliziert und für Laien schwer zu verstehen.
  • Ein Blog aus der Alternativmedizin-Naturheilkunde-Schulmedizinkritik-Ecke schreibt darüber. Behauptung: „Die EU will Heilpflanzen und Naturheilmittel verbieten“ – Dahinter steht natürlich die böse Pharmalobby, die gegen alles wütet was sich nicht patentieren und teuer verkaufen läßt. Das ist allerdings falsch: In Wirklichkeit geht es in der Richtlinie lediglich um die Art und Weise der Zulassung von naturheilkundlichen Medikamenten
  • Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer im Netz und wird noch weiter pointiert: „Aus für Kammillentee?“ lautet die griffige Formel.
  • Flugs wird eine Petition an den Deutschen Bundestag auf den Weg gebracht: man möge beschließen, dass das „Heilpflanzenverbot“ in Deutschland nicht greifen soll
  • Zahllose Aufrufe zur Unterschrift der Petition machen in Blogs, Foreneinträgen und Kettenmails die Runde und werden per copy-and-paste weitergeschickt.
  • Auch die „etablierten“ Medien greifen die Sache auf. Artikel zum angeblichen Heilpflanzenverbot erscheinen – zum Beispiel im Blog der Taz
  • Die Petition wird von mehr als hunderttausend Menschen unterschrieben
  • Kurz vor Ablauf der Unterschriftsfrist schreibt ein Blogger einen Beitrag, in welchem er den Unsinn der Geschichte entlarft.
  • Der Beitrag wird zunächst von anderen Blogs – zunächst aus der Szene der Wissenschaftsblogs, dann von den Großen „A-Bloggern“ übernommen und gelangt von dort in die „etablierten“ Onlinemedien.

Was lernen wir aus der Sache?
Wir Blogger haben doch offenbar eine Menge Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung.
Aufgabe der etablierten Journalisten sollte es sein, aus dem Grundrauschen die wichtigen Nachrichten herauszufiltern und die Fakten zu checken.
Aber hier kam die entscheidende Recherche auch wieder von einem Blogger, nicht von einem Journalisten.

Quellen:

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