Sunny hatte wieder einmal Nachtdienst. Der Abend war bisher halbwegs ruhig verlaufen. Mehrere Krankentransporte, die sie quer durch die Stadt führten, aber nichts Wildes darunter. Umso “erfreuter” war sie, als sie dann schließlich zu einem RTW-Einsatz alarmiert wurde. “RTW internistisch“ war die Meldung, was ja eigentlich alles Mögliche sein konnte. Also ging es zügig, aber ohne Sondersignal, zum Patienten.
Dieser lag in seiner Wohnung auf der Couch. Er hätte seit dem Morgen starke Übelkeit, ohne aber bisher erbrochen zu haben. Auch kämen seit dem Nachmittag Magenschmerzen und Fieber dazu. Bei der Anamneseerhebung stellte sich heraus, dass er CA-Patient war und erst wenige Tage vorher nach schwerer Darm-OP und wochenlangem Klinikaufenthalt entlassen worden war. Das gefiel Sunny schon mal gar nicht. Die Bauchdecke war zwar weich und nicht druckempfindlich, aber die aktuellen Symptome zusammen mit der Vorgeschichte machten ihr dann doch etwas Sorgen. Auf der Anfahrt hatte sie am Funk gehört, dass das NEF bereits im Einsatz war. Dann eben ohne Notarzt. Also schnell die Vitalparameter kontrolliert, die sich zum Glück alle als unauffällig heraus stellten, einen venösen Zugang gelegt, den Patienten in den RTW gebracht und ab ging die Lutzi ins entsprechende Klinikum.
Auch der Transport verlief glücklicherweise unauffällig, auch wenn die vielen Schlaglöcher der Großstadt-Straßen dem Patienten etwas zu schaffen machten. Nach wenigen Minuten war jedoch die Odyssee überstanden. Er wurde an das Personal der zentralen Aufnahme übergeben und Sunny und ihr Kollege traten wieder die Heimfahrt an.
Die nächsten Stunden verliefen ruhig, so dass sich Sunny etwas aufs Ohr legen konnte. Um kurz nach 2:00 Uhr nachts wurde sie jedoch vom klingelnden Telefon aus dem Schlaf ihrer Ruhephase gerissen. Die Leitstelle war am Telefon und hatte eine Schwester des Krankenhauses in der Leitung, welches sie mit ihrem CA-Patienten angefahren hatten. Sie wollte doch tatsächlich wissen, ob die Jacke des Patienten noch bei Sunny im RTW liege, was Sunny jedoch verneinen konnte. Mit der Ruhe war es jedoch nach diesem jähen Weckruf vorbei. Es stellte sich nur die Frage, warum man mitten in der Nacht einer Jacke hinterher telefonieren musste. Dann schien es dem Patienten ja doch nicht so schlecht zu gehen, wenn er sich schon Sorgen um seine Jacke machte. Oder die Nachtschwester hatte Langeweile. Oder der Disponent, der sie durch gestellt hatte. Oder alles zusammen. …