Gestern abend kam ich wieder aus dem wohlverdienten Urlaub von der Fortbildung aus Tubusstadt zurück. Dort wurde der Umgang mit protonengesteuerten Lenkdefibrillatoren bis ins Detail erläutert. Nun blieben also keine Fragen mehr offen. Es war schon spät und dunkel als ich mit dem Fahrrad vor meinem Haus in Defihausen vorfuhr. Mich traf der Defi! Was war denn hier passiert?
Das komplette Haus war rosafarben angestrichen. Letzte Woche war es definitiv noch weiß gewesen. Als Hobbypsychiater vermutete ich zunächst eine aufkommende optische Halluzination. Doch auch nach mehrfachem Umkreisen desselben blieb der Farbton gleichbleibend. Die Yaks schliefen ruhig im Garten. Ich atmete auf: Sie waren weiterhin naturfarben. Der Wind blies mir etwas kühl um die Nase. Es war auffallend ruhig hier in Defihausen. Die Sternen funkelten. Ich vernahm keinerlei Explosionen oder Sirenengeheule. Was war passiert? Meinen Handdefi im Anschlag betrat ich etwas nervös das Haus.
Langsam und leise huschte ich die Treppe nach oben, mir stockte der Atem. Das konnte einfach nicht wahr sein. Die gesamte Einrichtung war in buntesten Farben angestrichen worden. Das Sofa war neongelb, mein wertvolles Gemälde aus dem 16.Jahrhundert mit Kinder-Fingerfarben bemalt, überall Klekse, Gesichter an den Fensterscheiben. Ich musste mich erst einmal setzen. Bloß wohin? Ich setzte meine Handdefi ab. Kinder! Das mussten Kinder gewesen sein. Da fielen mir spontan Basadai und N8engel ein, die steckten doch sicher dahinter. Das gibt eine Revanche …
Moment, war da in der Küche nicht ein Rascheln? Der Schweiß stand mir auf der Stirn. Leise entsicherte ich meinen Handdefi, 10.000 Joule, weil ich es (mittlerweile) kann … mutig und entschlossen durchquerte ich das Wohnzimmer per Flickflacks, entsetzliche Kampfschreie hallten durch die Räumlichkeiten. Da war doch jemand …
“Halt, wer da?”
“… nicht brutzeln, bitte, ich bin es … ”
Im dunklen Zwielicht erkannte ich die Sekretärin des Rathauses.
“Frau Fisch! Was machen Sie denn hier?”
“Bernstein … ”
Sie sah ziemlich erschrocken aus. Meine Blicke schweiften umher. Die ansonsten ziemlich unbenutze Küche sah ziemlich ausgelastet aus. Außer Yakbrot und handdefibrillierten Schnittchen gabs hier sonst nicht viel. Nun sah ich Bratenreste, Kuchen und andere Köstlichkeiten. Ich musste mich setzen. Das war einfach zuviel. Ich war mir nicht sicher, ob ich Frau Fisch in die Psychiatrie einweisen sollten. Sie schien irgendwie verwirrt und paranoid. Doch nach einem längeren Gespräch verwarf ich diesen Gedanken wieder. Ich konnte ein paar Informationen aus ihr herausbekommen, letztlich wurde ich aber aus all diesen Geschichten nicht schlau.
Ich wählte also die Nummer der Leitstelle und bat den Chef sie sicher nach Hause zu geleiten. Sie wohnte ja nicht weit entfernt. Zur Sicherheit kam ich mit und sattelte daher mein Yak für diesen ungewöhnlichen nächtlichen Transport … Morgen früh empfahl ich Tina Fisch ihren Hausarzt aufzusuchen. Ein gewisser Dr.Papu, netter Kerl.
Es dämmerte bereits, als ich so auf dem Yak alleine zurückritt. Meine Gedanken waren wirr und ich selbst so müde. Gab es da eine neue Kneipe, “gemütliches Nest”?, und überall waren Herzchen auf den Straßen aufgemalt? Was war nur in Defihausen passiert? Kuschelkurs statt Detonationen? Ich brauchte definitiv erst einmal eine gute Mütze Schlaf. Morgen wird die Welt sicher wieder anders aussehen, ganz sicher …
Ich träumte von einem dichten Dschungel, es war wahnsinnig heiß, es regnete. Überall um mich herum waren Baumkängurus, und dann dieser Fluß, dieser Berg und nein, das konnte nicht sein …
Bald bin ich offensichtlich reif für die Insel. In genau einer Woche beginnt die Expeditition nach Papua-Neuguinea … die Realität überschneidet sich scheinbar hier mit der Virtualität …
Artikel von: Monsterdoc