Ist extremes Übergewicht vielleicht doch Schicksal?

Forscher der Universität Witten/Herdecke versuchen herauszufinden, in welchem Maße Übergewicht, insbesondere bei Kindern, von Faktoren abhängt, die mit Ernährung und körperlicher Aktivität nichts zu tun haben. Vielmehr könnten Stoffwechselstörungen zugrunde liegen, die genetisch bedingt und damit kaum noch therapierbar sind.

In einer entsprechenden Studie wurden ca. 1000 Kinder und Jugendliche mit extremen Übergewicht behandelt.

Basistherapie war eine Ernährungsumstellung mit Änderungen in Verhalten und körperlicher Aktivität, unter Einbeziehung der Eltern. Die Therapie wirkte aber „nur“ bei 70 Prozent der Kinder. Bleibt die Frage, warum bei 30 Prozent der Patienten eine Standardtherapie keinen Sinn macht.

Marburger Forscher vermuten, dass hier genetische Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Man weiß, das Mutationen in dem MC4R-Gen eine Gewichtszunahme verursachen. Eine Veränderung in diesem Gen kann als Voraussageparameter für Übergewicht und die geringen Chancen einer Therapie durch Veränderung von Ess- und Lebensgewohnheiten angesehen werden.

Forscher aus Datteln machten eine weitere Entdeckung: Leptin ist ein Botenstoff, der Hungergefühle hemmt. In ihren Studien fanden sie heraus, dass die Konzentrationen dieses Botenstoffs bei therapierten, übergewichtigen Kindern ohne Therapieerfolg signifikant erhöht sind. Dies lässt die Vermutung zu, dass bei diesen Kindern Leptin biologisch nicht wirksam ist, weil z.B. die Leptin-Rezeptoren fehlen oder nicht aktivierbar sind.

Bei der Metabolisierung der Nahrungsbestandteile entstehen Zwischenprodukte, die Aussagen machen über Qualität und Kapazität des Stoffwechselvorgangs. Die Forscher aus Herdecke hatten 216 dieser Metabolite bei 80 Kindern analysiert. 68 dieser Kinder zeigten auffällige Abweichungen, die noch weiter zu beurteilen sind.

Letztlich kann man sagen, dass Übergewicht in einem signifikanten Ausmaß auf falschen Ess- und Lebensgewohnheiten beruht und damit dementsprechend therapierbar ist. Bei immerhin 30 Prozent muss sich zeigen, inwieweit es Therapien gibt, die über die Standardtherapie hinaus zu Erfolgen führen.

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