So ist es: den Problemen in der Pflege ließe sich durch eine bessere Bezahlung leichter begegnen. Da kann der Arbeitgeberverband Pflege noch so oft nach Fachkräften aus dem Ausland rufen. Darauf haben wir schon mal hingewiesen und die Arbeitgebervertreter daran erinnert, dass sie eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und den Pflegenden haben. Der Abbau von Ausbildungsplätzen und die schlechten Arbeitsbedingungen gehen auch auf das Konto der Arbeitgeber. Nun nach Pflegenden aus dem Ausland zu rufen, manifestiert die schlechten Arbeitsbedingungen in Deutschland und provoziert zudem einen Pflegenotstand in den Herkunftsländern der Pflegenden, die nun hierzulande die Pflege leisten sollen. Der demografische Wandel und seine Herausforderungen sind kein exklusives Problem in Deutschland. Nach Berechnungen des ifo Institutes schrumpft die erwerbsfähige Bevölkerung z.B. in Polen in den kommenden 40 Jahren um 29%, während in Deutschland mit einem Rückgang um 20% zu rechnen ist. In den meisten anderen Osteuropäischen Ländern sieht die Situation sogar noch dramatischer aus. Es kann nicht dem europäischen Gedanken entsprechen, wenn die pflegerische Versorgung in Deutschland nur gerettet werden kann, wenn anderenorts dafür Familien auseinander gerissen werden und Versorgungsnöte entstehen. Die Arbeitgeber sollen sich vielmehr dem Wettbewerb um Auszubildende im eigenen Land stellen und die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen den Anforderungen der Gesellschaft anpassen. Die Politik möge zudem dafür sorgen, dass in einem Mangelberuf wie der Altenpflege die dringend benötigten Interessenten nicht durch Schulgeld abgeschreckt werden.
Und Olaf Scholz, stellvertretender Parteivorsitzender der SPD sieht das auch so. Zumindest lässt sein Standpunkt in der FAZ von gestern das so vermuten. Dort heißt es:
Worauf einige hinauswollen, erklärt regelmäßig der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Pflege Thomas Greiner. Jüngst beklagte er via Bild, dass bald mehrere 100.000 Pflegekräfte fehlen werden, und verlangte: „Was wir brauchen, sind Menschen aus Nicht-EU-Staaten, zum Beispiel aus Asien.“ Dabei hat der Mangel an Pflegekräften nur etwas damit zu tun, dass nicht genug ausgebildet wird und dass die Gehälter für die schwere und anspruchsvolle Arbeit zu gering sind.
Die Verweildauer der Arbeitskräfte in dem Beruf ist deshalb nicht zufällig nur kurz. Wenn wir mehr ausbilden und besser zahlen, werden wir genügend Pflegekräfte haben und zugleich im Land die Arbeitslosigkeit senken können. Und darum ist auch klar: Für Berufe, die keine Hochschulausbildung zur Voraussetzung haben und die mit einer klassischen Berufsausbildung ausgeübt werden können, ist eine erleichterte Zuwanderung von außerhalb der EU zur Deckung der Arbeitskräftenachfrage nicht erforderlich. Jedenfalls dann nicht, wenn wir unsere Hausaufgaben bei Bildung, Berufsausbildung und Bezahlung erledigen. Für akademisch qualifizierte Arbeitskräfte hat Deutschland seinen Arbeitsmarkt klugerweise schon geöffnet. Es muss sich nur herumsprechen.