Foto: Kopflaus unter dem Mikroskop, © Wikipedia (By M123 at en.wikipedia [Public domain], from Wikimedia Commons)
Sie sind nur ungefähr 3 mm groß, wenn sie erwachsen sind; sie kommen in den besten Familien vor und sie sind ganz auf den menschlichen Kopf spezialisiert. Mit speziellen Mundwerkzeugen ritzen sie die Haut an und trinken unser Blut, alle 2 – 4 Stunden. Aus dem Mund sondern sie einen Speichel ab, der verhindert, dass das Blut gerinnt. Der Speichel enthält Substanzen, die Juckreiz verursachen. Unwillkürlich kratzt sich der Geplagte am Kopf. Dadurch wird die Sache noch schlimmer: Bakterien dringen in die frische Wunde ein, es bilden sich Krusten aus Blut, Eiter und Schmutz.
Männliche und weibliche Kopflaus, © Wikimedia Commons, Lizenz dort
Die Rede ist von der Kopflaus, „Pediculus humanus capitis“. (Pediculus heißt die Laus auf Lateinisch, humanus bedeutet „menschlich“ und capitis „des Kopfes“) Im Gegensatz zu ihren beiden Schwestern, der Filzlaus und der Kleiderlaus ist die Kopflaus auch bei uns in Deutschland noch weit verbreitet und weit entfernt davon, eine bedrohte Art zu werden.
Wegen ihr wurden schon ganze Kindergärten geschlossen, weil man der Plage einfach nicht Herr wurde. Dabei ist es ganz einfach, die Laus wieder los zu werden. Man muss nur mit ein paar Vorurteilen aufräumen und ein paar ganz einfache Regeln beachten. Wir fangen mit den Vorurteilen an:
Vorurteil 1: Die Kopflaus vermehrt sich nur auf ungewaschenen Köpfen
Waschen hat nichts mit Kopfläusen zu tun. Man kann sich die Haare waschen so oft man will – Kopfläuse kann man trotzdem bekommen und wenn man sie hat, gehen sie auch vom Waschen nicht weg. (Übrigens: Kinder mit Migrationshintergrund haben seltener Kopfläuse als Kinder deutscher Eltern, das ergab kürzlich eine Studie an rund 1900 Erstklässlern in Braunschweig. Kopfläuse haben auch nichts mehr mit Armut zu tun, wie es früher einmal der Fall war, „Kopfläuse gibt es in den besten Kreisen“.)
Vorurteil 2: Die Kopflaus springt von Kopf zu Kopf
Die Kopflaus springt nicht, kann sie gar nicht. Sie ist ein Insekt mit sechs Beinen, an den Beinen sind spezielle Klauen, mit denen klammert sie sich an die Haare und krabbelt vorwärts. Man muss schon die „Köpfe dicht zusammenstecken“ um eine Kopflaus zu übertragen. Übrigens: Auch die Übertragung durch Gegenstände ist sehr selten, vor allem auf glatten Oberflächen krabbelt sie kaum.
Vorurteil 3: Eine Behandlung gegen Kopfläuse reicht aus
Es gibt chemische Mittel gegen Kopfläuse (sie enthalten Nervengifte) und solche, die die Läuse mit einem Film überziehen und sie ersticken. Auch das Auskämmen der nassen Haare mit einem speziellen Kamm („Staubkamm“) kann Läuse, Larven und Eier entfernen. Alle Methoden haben Vor- und Nachtteile, am wirksamsten sind chemische Methoden, am unsichersten das Auskämmen. Aber bei allen drei Methoden gilt: Sie müssen mehrfach durchgeführt werden, um Erfolg zu haben.
Diagnose: Wie finde ich die Läuse?
Foto: © Wikimedia. commons, Lizenz siehe dort
Am besten finden Sie Läuse und Nissen (die ans Haar festgeklebten Läuse – Eier in ihrer Hülle), wenn Sie die nassen Haare mit einem Staubkamm auskämmen. (Pflegespülung oder Shampoo steigert den Erfolg der Suche.) Den Kamm streichen Sie auf einem Stück Küchenrolle oder einem weißen Handtuch aus. Auf diese Weise sehen Sie die Läuse, die Nissen und die Larven am besten. Sie können auch die Haare Strähne für Strähne in hellem Licht untersuchen. Am ehesten finden Sie Läuse und Nissen in den Haaren hinter den Ohren und im Nacken, die Eier werden rund 1 cm oberhalb der Kopfhaut abgelegt. Wenn Sie „Nissen“ in 3 cm Entfernung von der Kopfhaut entdecken, dann handelt es sich vermutlich um leere Eihüllen – das Haar wächst einen Zentimeter im Monat, die jungen Larven sind nach den 2 Monaten längst geschlüpft.
Man muss nicht Arzt sein, um die Diagnose Kopfläuse zu stellen. Das kann auch jede erfahrene Mutter oder Vater und jede Erzieherin oder Erzieher.
Therapie: Wie werde ich die Läuse los?
Es gibt eine ganze Reihe von Mitteln, die gegen Kopfläuse wirken. Eine Gruppe enthält Insektizide, die Läuse werden durch ein Nervengift abgetötet. Eine andere Gruppe enthält Dimeticon, ein Silikonprodukt, welches die Läuse erstickt, in dem es die Atemöffnungen verstopft. Beachten Sie die Gebrauchsanweisung, jedes Mittel wird etwas anders angewendet.
Ganz wichtig: Das Mittel, ganz gleich welches, muss am neunten oder zehnten Tag ein zweites Mal angewendet werden. Der Grund: Eier können die erste Kur überleben, die Larven schlüpfen nach sieben bis acht Tagen, nach 11 Tagen sind sie selbst wieder zu geschlechtsreifen Kopfläusen herangewachsen, die ihrerseits wieder Eier legen können.
Die häufigsten Gründe, warum die Kur gegen Läuse fehlschlägt sind: zu wenig Mittel, Mittel schlecht verteilt, zu stark im allzu nassen Haar verdünnt und die zweite Behandlung vergessen. Vereinzelt soll es auch in Deutschland zu Resistenzen der Kopfläuse gegen Insektizide gekommen sein, im europäischen Ausland gibt es schon viele Berichte darüber.
Durch regelmäßiges Auskämmen der nassen Haare kann der Erfolg der Läusekur noch gesteigert werden. Etwa alle vier Tage, 17 Tage lang, beginnend direkt nach Anwendung des Anti-Läusemittels sollte diese bei langen Haaren etwas schwierige Prozedur durchgeführt werden. Der dazu verwendete Kamm: Staub- oder Nissenkamm genannt, ist ein Kamm mit eng und fest stehenden Zinken, man erhält ihn jeder Drogerie und Apotheke, er kostet etwa ein bis drei Euro und ist manchmal auch gleich dem Entlausungsmittel beigefügt.
Schwangere und Stillende sollten versuchen, der Läuseplage mit reinem (nassem) Auskämmen Herr zu werden.
Mützen und Schals, Unterwäsche und Bettzeug sollten bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Alles, was nicht so heiß gewaschen werden kann (Kuscheltiere!), kommt für drei Tage in eine verschlossene Plastiktüte – nach dieser Zeit sind alle Läuse tot. In der Tiefkühltruhe (ab minus 10 Grad) leben sie nur noch zwei Tage. Kämme und Bürsten werden am besten ausrangiert.
Übrigens: Mittel zur Behandlung von Kopflausbefall sind nicht rezeptpflichtig, bis zum vollendeten 11. Lebensjahr werden die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn sie ein Rezept von Ihrem Arzt in der Apotheke vorlegen.
Wann darf mein Kind wieder in den Kindergarten oder in die Schule?
Wenn Sie das Kind korrekt nach Gebrauchsanweisung mit dem Läusemittel behandelt haben, kann es am nächsten Tag wieder in den Kindergarten/ in die Schule. Eine Ansteckung ist nicht mehr zu befürchten, aber denken sie an das regelmäßige nasse Auskämmen mit dem Staubkamm alle vier Tage und die zweite Anwendung des Mittels nach neun Tagen !
Ob Sie eine Bescheinigung des Arztes brauchen oder ihr eigenes Wort ausreicht, entscheidet der Kindergarten oder die Schule, unter Umständen in Absprache mit dem Gesundheitsamt.
Quellen und weiterführende Links
Gesundheitsinformation.de. Merkblatt Kopfläuse
Robert Koch-Institut: Kopflausbefall, Merkblatt für Ärzte
Deutsche Pediculosis Gesellschaft e.V.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Thema Kopfläuse: Arbeitsmaterialien für die Praxis