Mir ist so langweilig

Immer diese Patientenkontakte. Das ist auf die Dauer zu eintönig. Wie gut, dass meine Funktionäre eine neue Ablenkung für mich ausgedacht haben:

die ambulanten Kodierrichtlinien.

Ab Januar 2011 muss kann ich mich gar nicht mehr mit lästigen Behandlungen herum schlagen. Ich muss kann dann nur noch richtig kodieren.

Ich musste ja schon immer alle Diagnosen nach ICD maschinenlesbar verschlüsseln, damit sie für die Bürokraten besser auszuwerten sind (wegen Morbi-RSA). Die bisherige Praxis genügte denen aber nicht (wahrscheinlich ist ihnen auch langweilig). Seit geraumer Zeit schicken sie Kontrolleure in die Praxen, um den Ärzten das Right-Coding beizubiegen.

Aber ab Januar 2011 wird endlich richtig kodiert. Die Bedienungsanleitung umfasst schlappe 161 Seiten, und nach Einschätzung des Herausgebers (Institut des Bewertungsausschusses) wird die Kodierung zwar einerseits leichter, andererseits viel aufwändiger:

Dafür aber geben sie genau vor, wie zu kodieren ist. Dies soll das Kodieren leichter machen. Doch gerade in der Einführungsphase wird die Umstellung für etliche Praxen einen zusätzlichen Aufwand bedeuten. Allein das Lesen der Richtlinien kostet Zeit.

Klar. 161 Seiten und noch mal so viele Begleitdokumente – das kostet wirklich viel Zeit. Dennoch schafft es die KBV, mich zu Höchstleistungen beim Kodieren zu motivieren: mit Regressdrohungen beispielsweise, oder mit dem Hinweis, dass ein guter Coder auch ein guter Arzt sein müsse und daher mit seiner Arbeitsqualität auftrumpfen könne.

Auch klar. Im Restaurant essen die wahrscheinlich die Speisekarte auf und leiten daraus ab, dass sie bei einem Spitzenkoch gegessen haben…

Nicht alle sind begeistert von diesem neuen Hobby.

Kassenärztliche Vereinigung Hessen – VV der KV Hessen fordert: Kodierrichtlinien nicht umsetzen!

Die ab Januar 2011 geltenden Kodierrichtlinien der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sollen in Hessen nicht eingeführt werden. Erste Erfahrungen aus Bayern hätten eindeutig gezeigt, dass die neuen Kodierrichtlinien sowohl im haus- als auch im fachärztlichen Alltag nicht praktikabel sind und nur noch mehr Bürokratie verursachen.

Presse Detail – Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein

Die Abgeordnetenversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein hat sich gegen die Einführung der neuen ambulanten Kodierrichtlinien in der geplanten Form ausgesprochen.

Vertreterversammlung der KV Nordrhein: Gegen Kodierrichtlinie und Aquik-Qualitätsindikatoren

Die KV Nordrhein soll gemeinsam mit anderen KVen via Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV-VV) die Einführung der Kodierrichtlinien bundesweit verhindern.

Die Vertreterversammlung KV Nordrhein fordert von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, die „ambulante Kodierrichtlinie“, die zum 1. Januar 2011 verbindlich eingeführt werden soll, nicht einzuführen.

Die bisher im Bundesgebiet mittels Diagnosecodierung dokumentierte Morbidität ist nicht plausibel und damit zur Bereinigung der Vergütung nachweislich nicht geeignet. Damit disqualifiziert sich die Diagnosecodierung als nicht sachgerecht und nicht praktikabel für die Honorarsteuerung.

Für eine Verschiebung der Kodierrichtlinien | Axel Munte: So sehe ich das

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Ambulanten Kodierrichtlinien in ihrer derzeitigen Form nicht praxistauglich sind. Daher habe ich am vergangenen Freitag auch gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen in der Vertreterversammlung der KBV gefordert, die Ambulanten Kodierrichtlinien für ein Jahr auszusetzen. Aufgrund der Komplexität der Ambulanten Kodierrichtlinien kommt es zu einem finanziellen und personellen Mehraufwand in den Praxen, der so nicht vertretbar ist.

KVH Hamburg

Die Vertreterversammlung der KV Hamburg am 17.6.2010 fordert außerdem von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, die Umsetzung der „ambulanten Kodierrichtlinie“ so lange nicht zu betreiben, bis sichergestellt ist, dass die Entwicklung der Gesamtvergütung morbiditätsentsprechend erfolgt.

Falls diese Richtlinie im Januar doch kommt, wissen Sie jedenfalls, warum ich Ihnen dann bis auf weiteres keine Termine anbieten kann.

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