Gibt’s das? Ja, das gibt es. Leider sogar ziemlich häufig. Jetzt im Winter ist wieder vermehrt die Zeit, wo manche ungewollt in eine solche Abhängigkeit hineinrutschen – die andere Hochrisikozeit ist in der Allergiesaison.
Abschwellende (sympathomimetikahaltige) Nasensprays dürfen daher nur kurzfristig angewendet werden. Bei häufiger Anwendung über mehr als 10 Tagen (manche sagen schon nach 3) besteht die Gefahr der Nasensprayabhängigkeit. Die Nasenschleimhäute reagieren auf den Wirkstoff erst wie gewollt mit abschwellen, dann aber, sobald die Wirkung nachlässt mit erweiterter Schwellung. Die Nase ist zu und man bekommt keine Luft. Die weitere Anwendung des Nasensprays hält die Nase zwar offen – aber immer nur kurzfristig.
Risikowirkstoffe sind diese:
- Naphazolin
- Oxymetazolin
- Phenylephrin
- Tetryzolin
- Tuaminoheptan
- Xylometazolin
Auch das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid kann eine Entstehung begünstigen.
Das heisst: all die bekannten Nasensprays wie Nasivin, Otrivin, Triofan, Rinofluimucil, Vibromicil, Nasenspray Spirig, Nasic … sind betroffen.
Was aber tun, wenn man davon betroffen ist?
Die einzig wirksame Therapie des Privinismus (das Fachwort dafür) besteht im Absetzten des Medikamentes. Nach einer meist mehr als einer Woche dauernden Zeit bildet sich die chronische Nasenschleimhautschwellung wieder zurück. Diese Zeit wird von den Betroffenen als besonders quälend empfunden, da das ursprünglich behandelte Symptom jetzt in verstärktem Masse auftritt – d.h. die Nase ist zu.
Als sinnvoller Ausweg hat sich bewährt, vorerst nur auf einer Seite keinen Spray mehr einzusetzen und die andere Seite erstmals weiter zu behandeln, bis sich die chronische Schwellung im ersten Nasenloch zurückgebildet hat. Danach kann man das Medikament auch auf der anderen Seite weglassen.
Alternativ kann bei den Nasensprays, die sich öffnen lassen, jeweils mit NaCl 0.9% nachgefüllt werden und so der Wirkstoff immer weiter verdünnt werden. Die Nase kann sich so langsam an eine Wirkstoffreduktion bis zur vollständigen „Entwöhnung“ gewöhnen. Falls man einen Nasenspray hat, wo das nicht geht: Nasensprayflaschen (leere) kann man auch in manchen Apotheken kaufen.
Die nach Absetzen des Medikamentes entstehende Schwellung der Nasenschleimhaut kann man auch mit Glucocorticoid Nasensprays wie Beconase, Nasonex (rezeptpflichtig), Flutinase (rezeptpflichtig) entgegenwirken. Im schlimmsten Fall mit Cortison-Tabletten (Prednison) vom Arzt.
Nasensprays mit Meerwasser können auch helfen und neu gibt es mit Otrimeer einen hypertonen Salzwasser-Nasenspray, also einen mit 2% Salz drin (statt der normalen isotonen 0.9%) das entzieht der Schleimhat osmotisch Wasser, und wirkt dadurch auch leicht abschwellend.
Nasenpflaster sind eine Nicht-medikamentöse Massnahme, die aber unterstützend auch gut ist – v.a. für Nachts.
Was für einen selbst funktioniert, muss man ausprobieren. Auf jeden Fall lohnt es sich aber durchzuhalten. Langandauernder Gebrauch von Nasensprays kann nämlich die Schleimhaut schädigen (bis Nasenbluten), beeinträchtigt die Infektabwehr der Nase (dann ist man häufiger krank)- und geht ins Geld.
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