Neue Steuern und Einschränkungen im Kampf gegen das Übergewicht

In einer Veröffentlichung im The Lancet kommen die Autoren zum Schluss, dass ein kombinierter Ansatz aus Steuern auf ungesunde Nahrungsmittel (und / oder eine Steuerreduktion auf gesunde Nahrungsmittel), Einschränkung der Nahrungsmittelwerbung und eine Verbesserung der Beschriftung die günstigste Möglichkeit ist, die wachsende Zahl an Übergewichtigen und Fettleibigen auf der ganzen Welt einzuschränken.

Aus einem Massnahmenpaket, das aus Steuererhöhung, Werbeeinschränkung und besserer Packungsbeschriftung besteht, versprechen sich die Autoren des kürzlich im The Lancet erschienen dritten Artikels zu chronischen Krankheiten und deren Entwicklung sieben Millionen Lebensjahre guter Gesundheit über die nächsten zwei Dekaden. Als Basis für diese Berechnungen wurden sieben Staaten herangezogen, deren Einwohner beinahe die Hälfte der Weltbevölkerung stellen. Die Kosten für diese Massnahmen beziffern die Autoren mit etwas weniger als einem Dollar pro Person.

Das Forscherteam von der Organisation for Economic Co-operation and Development in Paris und der WHO in Genf untersuchten Strategien um die Risikofaktoren für die Entstehung von Fettleibigkeit und Übergewicht in Brasilien, China, Indien, Mexico, Russland, Südafrika und England einzudämmen. In allen diesen Ländern stellt das Übergewicht und die damit assoziierten chronischen Erkrankungen ein gravierendes Problem dar. 70 Prozent der Mexikanischen Bevölkerung sind übergewichtig oder fettleibig (adipös). China ist inzwischen bei der gleichen Diabetes-Rate angekommen, wie sie in den USA zu finden ist (92 Millionen Fälle). Brasilien erlebte eine Verdreifachung der Zahl an Fettleibigen (Adipösen) Männern und eine Verdoppelung der adipösen Frauen zwischen 1975 und 2003. Grossbritannien ist das dickste Land in Europa und die Rate an Übergewichtigen und Adipösen steigt in den nächsten 10 Jahren um weitere 10%. In ihrer Analyse verglichen die Forscher ihre Vorschläge mit der Alternative keine Prävention durchzuführen und die daraus entstehenden Erkrankungen (Herz-Kreislauf Erkrankungen und Krebs) zu behandeln.

Nebst ihren eigenen Vorschlägen erachten die Autoren auch andere präventive Massnahmen, wie Ernährungsberatung durch den Hausarzt, als hilfreich. Eine verstärkte Aufklärung der Schulkinder durch erzieherische Massnahmen, die von der Schule durchgeführt werden, wurde als zu wenig effizient ausgeschlossen. Der Effekt davon kann gemäss Autoren nicht vor 50 Jahren nach deren Beginn beziffert werden.

„Eine Interventions-Strategie, die auf mehreren Ebenen greift, sollte einen viel grösseren Gewinn an Gesundheit bringen, als individuelle Interventionen, und das zu einer sehr viel besseren Kosten-Nutzen Relation,“ meinen die Autoren. Eine solche Strategie würde auf Gesundheitswerbung in den Massenmedien, Steuern und Subventionen für Nahrungsmittel, einer starken Einschränkung der Nahrungsmittelwerbung für Kinder und Jugendliche sowie einer obligatorischen Nahrungsmittel-Etikettierung zurückgreifen. Gemäss den Autoren wäre eine solche Strategie finanziell selbsttragend in etwa der Hälfte der untersuchten Länder und würden in Südafrika nach spätestens 15 Jahren kosteneffizient werden.

Würde Indien die von den Autoren vorgeschlagene Strategie heute einführen, so rechnen sie vor, dass bis zu einer Million Jahre guter Gesundheit in die durchschnittliche Lebenserwartung hinzuaddiert werden könnten. In China wären es in den nächsten 20 Jahren sogar 4 Millionen Jahre guter Gesundheit. Über einen solchen Zeitraum wären die Kosten, die pro Jahr guter Gesundheit entrichtet werden müssten, 270 $ in Indien und 380 $ in China. In England könnten 270‘000 Jahre guter Gesundheit zur allgemeinen Volksgesundheit hinzugezählt werden. Die Kosten dafür beziffern die Autoren mit 14‘000 $ pro Jahr, was immer noch deutlich unter den Annahmen des UK National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) liegt, die als Basis für die Budgetierung des Englischen Gesundheitswesens dienen (die Zahlen bewegen sich zurzeit bei ca. 45‘000 $ pro Jahr, das in guter Gesundheit hinzugewonnen wird).

Ein bezahlbares Präventionspaket, das die Themen ungesunde Ernährung, physische Inaktivität, Rauchen, Alkoholkonsum und die Behandlung des hohen Blutdrucks und erhöhter Cholesterinspiegel beinhalten würde, kostet derzeit ca. 1.5 $ pro Person in Indien und 4.5 $ in Mexiko. Die Kosten für England sind unbekannt, werden aber von den Autoren deutlich höher eingeschätzt. Für eine Kampagne gegen ungesunde Diät errechnen die Autoren Kosten von 0.4 $ pro Kopf in Indien bis 1.2 $ in Russland. In England liegen die Kosten im Vergleich bei derzeit 3.8 $. Die Autoren meinen: „Unsere Analyse zeigt ganz klar, dass die strategischen Ansätze zur Eindämmung des Übergewichts und der Fettleibigkeit, Ähnlichkeiten mit denjenigen gegen Rauchen, Alkoholkonsum, Bluthochdruck oder hohes Cholesterin aufweisen.“ Der Weg muss also schliesslich der gleiche sein.

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