Es klopft an der Tür zum Arztzimmer.
„Herein!“
Die Tür öffnet sich zaghaft. Davor steht Herr Lanzberger, Herbert.
„Was können wir für Sie tun, Herr Lanzberger?“
„Ich… ich hätte ein paar Fragen an Ihre Kollegin…“
Sarah verdreht die Augen und atmet laut hörbar aus. Dann steht sie auf und reicht dem Patienten die Hand.
„Bei der Visite hatte ich Ihnen doch schon alles erklärt!“
„Aber ich weiß nicht…“
„Sie können heute nach Hause gehen, Herr Lanzberger!“
„Wirklich?“
„Wirklich!“
„Also, letzte Nacht, da hatte ich wieder…“
„Ihre Schwindelattacken haben wir doch längst abgeklärt!“
„Und was habe ich dann?“
„Herz und Lunge sind völlig in Ordnung!“
„Ja, und meine Schmerzen?“
„Die könnten… die könnten vielleicht vom Rücken her kommen…“
„Und was mache ich da?“
„Gehen Sie am besten gleich morgen zum Hausarzt. Der kann Sie dann zum Orthopäden überweisen, und der schickt Sie dann zum Kernspin, also in die Röhre…“
Herr Lanzberger bleibt unschlüssig in der Tür stehen.
„Jetzt machen Sie sich mal keinen Kopf! Gehen Sie mal erst mal heim. Da wird Ihnen schon nicht der Himmel auf den Kopf fallen.“
Der Patient zögert eine Weile, dann nickt er.
„Danke, Frau Doktor!“
Langsam schließt er die Tür hinter sich.
„Glaubst Du wirklich, dass er etwas am Rücken hat?“ frage ich.
„Selbstverständlich nicht!“ sagt Sarah, „der hat eine Somatisierungsstörung, wie aus dem Lehrbuch!“
„Warum hast Du ihm das nicht gesagt?“
Sarah zuckt hilflos die Schultern.
„Einen Herzinfarkt haben wir halbwegs sicher ausgeschlossen. Deswegen war er hier! Und alles Andere…“
„Ist nicht Dein Job? Was soll denn der arme Hausarzt tun?“
„Der wird ihm ja wohl die Wahrheit schonend beibringen!“
„Und ihn zum Orthopäden schicken?“
Sarah steht auf, schüttelt den Kopf und verdreht abermals die Augen.
„Vergiss es einfach!“ sagt sie und geht hinaus.