Rückschlag für die Fischöl-Freunde

Aus verschiedenen Studien ist bekannt, dass Omega-3 Fettsäuren (FS) einen schützenden Effekt vor Herz-Kreislauf Erkrankungen haben. Gleich zwei Studien haben aber jetzt gezeigt, dass Omega-3 FS kein Allerheilmittel sind.

Omega-3 Fettsäuren (O3-FS), insbesondere die im Fischöl enthaltene Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), gelten als potente Mittel zur Prophylaxe von Herz-Kreislauf Erkrankungen. Eine Amerikanische Studie konnte zeigen, dass die regelmässige Einnahme von O3-FS bei Patienten mit vorbestehender Herz-Kreislauf Erkrankung zu einer deutlichen Senkung der Sterberate führt. In einer weiteren Studie konnte gezeigt werden, dass O3-FS das Risiko tödlicher Herzinfarkte ebenfalls dramatisch zu senken vermochten. Ausserdem können O3-FS das Risiko von Arrhythmien nach Herzinfarkt, eine gefürchtete Komplikation mit oftmals tödlichem Ausgang, heruntersetzen.

Jetzt sind aber gerade zwei Studien veröffentlicht worden, die den Nutzen der O3-FS in Bezug auf kardiovaskuläre Erkrankungen ein wenig einschränken. Eine Holländische Studie, die im renommierten New England Journal of Medicine (NEJM) publiziert wurde, konnte aufzeigen, dass O3-FS bei Patienten, die bereits einen Herzinfarkt hatten, keinen Nutzen in Bezug auf die weitere Infarkthäufigkeit haben. Ebenso wenig scheinen O3-FS einen Einfluss auf die Häufigkeit oder Intensität des Vorhofflimmerns zu haben, wie aus einer Amerikanischen Studie hervorgeht, die im Rahmen des American Heart Association’s Annual Scientific Meeting in Chicago präsentiert und begleitend im JAMA (Journal of the American Medical Association) abgedruckt wurde.

In der Holländischen Studie untersuchte ein Team um Daan Kromhout von der Division of Human Nutrition der Wageningen University, ob niedrig dosierte O3-FS bei einem Patientenkollektiv mit vorbestehendem Herzinfarkt die Infarktrate senken könnten. Dazu untersuchten sie über 4‘000 Patienten, die nach einem Herzinfarkt eine konventionelle protektive Therapie mit Bludrucksenkern, Cholesterinhemmern und Blutverdünner erhielten. Nach 40 Monaten Therapie zeigte sich in der Gruppe mit den O3-FS kein signifikanter Unterschied in Bezug auf zusätzliche Herzinfarkte im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Die Autoren vermuten, dass der fehlende schützende Effekt eine Folge der deutlich verbesserten Therapie nach erlittenem Herzinfarkt sind. Oder anders ausgedrückt, die post-Infarkt Therapie ist derart potent, dass ein zusätzlicher Nutzen der O3-FS nicht oder nur sehr schwierig nachzuweisen ist.

Ähnlich enttäuschend schnitten O3-FS in der eben erst erschienen Studie zur Prävention und Therapie des Vorhofflimmerns ab. Frühere Studien hatten einen günstigen Einfluss der O3-FS auf die Entwicklung des Vorhofflimmerns erahnen lassen. Die Autoren untersuchten daher 663 Patienten mit wiederkehrendem oder chronischem Vorhofflimmern über 24 Wochen lang. Therapeutisch wurde diesen Patienten eine sehr hohe Dosis frei erwerbliches Fischöl oder ein Placebo-Präparat verabreicht, ohne dass ein signifikanter Effekt gefunden werden konnte. „Entweder waren die positiven Resultate der vorhergehenden Studien zufälliger Natur und nur aufgrund der beispielsweise kleinen Studienpopulation oder sie waren echt. In diesem Fall könnten verschiedene Faktoren dazu geführt haben, dass wir keine Resultate sehen konnten. Unterschiede in der Studienpopulation, in der Ursache des Vorhofflimmerns, im Dosierungsschema oder sogar in der Zusammensetzung des Fischölpräparates oder schliesslich auch in der zusätzlichen Therapie sind unter anderem möglich,“ so die Autoren vom Lankenau Institute for Medical Research.

O3-FS haben ohne Zweifel ihren Wert in der Prävention von Herz-Kreislauf Erkrankungen. Allerdings zeigen die zwei neuen Studien, dass es auch Limitationen gibt, die es zu erforschen gilt, wenn man den Nutzen der O3-FS optimal einsetzen möchte.

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