Schnitzel ohne Schnitzel

Bad Dingenskirchen, kurz vor dreizehn Uhr.
„Lass uns essen gehen!“ sagt Kalle. Ich lege das Diktiergerät weg und gemeinsam machen wir uns auf den Weg in die Kantine. Vor der Ausgabe ist schon eine lange Schlange.
„Was gibt’s denn leckeres?“
Kurzer Blick auf den hinter Glas ausgehängten Zettel.
„Also ich nehme das Schnitzel mit Pommes!“
Kalle schüttelt den Kopf.
„Ich sollte doch abnehmen…“
„Aha?“
„Also heute nur Salat!“
Langsam schieben wir uns bis vor die Ausgabe, wo unsere beiden Kantinendamen emsig Schnitzel und Pommes auf Teller schaufeln.
„Sieht ja doch irgendwie lecker aus…“ meint Kalle leise, und dann, zu den Kantinendamen gewandt: „Für mich bitte einmal Pommes und Salat!“
Die Kantinendame starrt ihn entgeistert an und lässt vor Schreck die Pommesschaufel fallen.
„Habe ich etwas Falsches gesagt?“
„Äh… das…. das geht aber nicht!“
„Warum nicht?“
„Weil… äh… Pommes gibt’s nur zum Schnitzel!“
„Dann geben Sie mir halt ein Schnitzel ohne Schnitzel!“
Die Kantinendame starrt ihn mit offenem Mund an.
„Ich bezahle Ihnen den Preis für Schnitzel mit Pommes und Sie lassen das Schnitzel einfach weg!“ erklärt Kalle.
„Das… das ist aber gegen die Vorschrift…“
„Warum?“
„Sie können doch nicht…“
„Was spricht dagegen?“
Die Schlange hinter uns ist ins Stocken geraten.
„Weil… wenn das jeder machen würde…“
Kalle und die Kantinendame stehen sich Auge in Auge gegenüber. Mir wird die Sache inzwischen peinlich.
„Lass sein, ich nehme Dein Schnitzel!“ zische ich ihm zu.
„Kommt nicht in Frage!“ zischt Kalle zurück und will etwas sagen, aber ich greife schnell den nächsten Schnitzel-Pommes-Teller, stelle ihn auf Kalles Tablett, zupfe Kalle am Ärmel und ziehe ihn zur Kasse.
Natürlich hat er das Schnitzel gegessen. Mit Pommes. Und einer großen Portion Kartoffelsalat dazu.

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