Sicheres Auftreten bei vollkommener Ahnungslosigkeit Teil 2 [Ratgeber]

Heute quasi eine Sonderausgabe vom anderen Ende der Welt. Auch hier gibt es Internetcafés, und auch hier gibt es Ahnungslosigkeit (sogar unter den Expeditionsteilnehmern, aber pssst – das wisst ihr nicht von mir!).

Aber lassen wir den sommerlichen Trubel der südlichen Hemisphäre einmal hinter uns und kehren zurück in den Trubel der Notaufnahme eines Krankenhauses in der nördlichen Hemisphäre.
Ein Glück, dass dort gerade zufälligerweise auch Sommer ist, ich hab nämlich meine Jacke schon im Koffer verstaut.

Wir erinnern uns. Erster Tag im Krankenhauspraktikum, kein Peil von gar nix und vor allem wahnsinnig verunsichert.

Wie überlebt man sowas?

Nun, wir haben uns ja dazu entschlossen, uns unsere Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Fast noch verräterischer als schüchternes Nachfragen oder verlegenes Schweigen ist unsere Körpersprache.

Wer kennt das nicht? Wir fühlen uns in einer Situation unwohl und jeder sieht es uns an, weil wir uns kleiner machen, als wir sind, in der Hoffnung, nicht aufzufallen und einfach übersehen zu werden.
Das funktioniert vielleicht, wenn man sich vor einem T-Rex verstecken will (wer erinnert sich nicht an die Szene aus Jurassic Park? *g*), aber im wahren (Berufs-)Leben ist das eine eher unkluge Taktik.
Wirklich übersehen wird man nämlich selten, meist wird man (z.B. in der Schule) gerade dann rausgepickt, oder hinterlässt dauerhaft den Eindruck, unmotiviert zu sein. Beides eher doof.

Dabei ist es so einfach, diese Unsicherheit zu überspielen. Wir alle kennen ja die Ratschläge von wegen „erhobenen Hauptes aufrecht stehen, Schultern gestrafft und dem Gegner Gegenüber mit festem Blick in die Augen sehen“.

Der Witz ist: das klappt wirklich.

Anstatt uns also schüchtern hinter dem EKG zu verstecken und auf den Boden zu schauen, stellen wir uns selbstbewusst ins Blickfeld der Anwesenden.
Ist man mit dem Patienten allein, kann es vorkommen, dass man Sachen gefragt wird, die man einfach nicht beantworten kann. Um das zu verhindern, gibt es einige Tricks.
Wenn man um jeden Preis vermeiden will, angesprochen zu werden, hilft es manchmal, so zu tun als wäre man mit etwas wahnsinnig Wichtigem beschäftigt. Das lässt sich aber nicht in jeder Situation umsetzen, und es muss auch eine Beschäftigung sein, die wirklich wichtig rüberkommt.

Wer im Untersuchungsraum vor lauter Unsicherheit anfängt, die Braunülen nach Verfallsdatum zu sortieren, wirkt eher nicht „wichtig beschäftigt“, sondern hinterlässt wahrscheinlich bei allen Beobachtern den Eindruck, nicht zu wissen, was zu tun ist.
Kommt nicht gut. Besser (aber auch noch nicht optimal) wäre es, die benötigten Utensilien für eine Blutabnahme oder nen Zugang rauszusuchen und bereitzulegen.
Nahezu perfekt wäre es, wenn zufälligerweise ein EKG-Ausdruck oder eine Patientenakte im Raum liegt. Da kann man dann zur Not solange mit wichtigem Gesichtsausdruck reingucken, bis man nicht mehr mit dem Patienten allein ist. Hier ist es immer von Vorteil, wenn es nicht das EKG oder die Akte des anwesenden Patienten ist. Dann kommt man nämlich nicht in die Verlegenheit, Fragen dazu beantworten zu müssen. ; )

Wie wir mit Fragen, deren Antworten wir nicht kennen, geschickt umgehen, besprechen wir dann nächte Woche.

Filed under: "Ich erklär das mal kurz…", misc, Ratgeber Tagged: Ahnungslosigkeit, Krankenhaus, Ratgeber, Selbstbewusstsein, sicheres Auftreten

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