Nachdem wir in Teil 1 gelernt haben, wie wir im Gespräch nicht überfordert wirken, und in Teil 2 an unserer Körpersprache gefeilt haben, um Fragen aus dem Weg zu gehen, widmen wir uns nun einer besonders kniffligen Situation:
Wie reagieren wir möglichst kompetent auf Fragen, deren Antwort wir einfach nicht kennen?
Gibt es da überhaupt ein Patentrezept?
Nun, sagen wir’s mal so: Es gibt unterschiedliche Strategien, die je nach Situation mehr oder weniger erfolgversprechend sind.
Wenn wir uns zumindest grob mit einem Thema auskennen, uns aber bei der konkreten Frage nicht sicher sind, ist es eventuell eine gute Taktik, zusammenzufassen, was wir wissen. Wichtig ist, dass wir dabei nicht ins Schwafeln geraten, und auch nicht zu sehr vom Thema abweichen – kaum etwas verrät nämlich deutlicher, dass man im Grunde keine Ahnung hat.
Schwanken wir zwischen zwei Antwortmöglichkeiten, haben wir zwei Optionen: Entweder, wir setzen alles auf eine Karte und hoffen darauf, die 50%-Chance nicht zu verhauen (habe ich in meiner mündlichen RA-Prüfung gemacht *g*), oder wir nennen beide Antworten und geben offen zu, dass wir uns nicht sicher sind.
Es ist teilweise stark situationsabhängig, welche der beiden Möglichkeiten wir wählen sollten. Es kann einen guten Eindruck machen, beide Antworten zu nennen und dann zu versuchen, mit unserem hoffentlich vorhandenen Hintergrundwissen die richtige Lösung herzuleiten. Es kann allerdings auch genau das sein, was unser Gegenüber am meisten hasst. Hier hilft es (vor allem in Prüfungen), wenn wir vorher Erkundigungen über unseren Prüfer einholen.
Sollten wir auf unsere 50%-Chance setzen, ganz wichtig: nicht verunsichern lassen! Vor allem Prüfer riechen förmlich, wenn man sich seiner Antwort nicht ganz sicher ist, und bohren dann mit „Sind Sie da sicher?“ nach. Viele machen dann den Fehler, das mit „Ihre Antwort ist falsch!“ zu übersetzen und nennen dann panisch die andere Antwort. Oft will der Prüfer aber nur wissen, ob wir die Antwort geraten oder gewusst haben. Hier hilft es dann, ein Pokerface aufzusetzen, mit „ja“ zu antworten und kurz die Antwort zu begründen. Sollte uns daraufhin mitgeteilt werden, dass die Antwort tatsächlich falsch war – nicht in Panik verfallen! Einmal tief durchatmen und dann die andere Antwortmöglichkeit samt Kurzbegründung nachreichen.
In Prüfungssituationen hilft es auch, den Prüfer zu bitten, seine Frage nochmal anders zu formulieren. Wenn wir sie beim ersten Mal nicht verstanden haben, bekommen wir eine zweite Chance, zu verstehen was der Prüfer von uns will. Und selbst wenn wir sie schon beim ersten Mal verstanden haben, bekommen wir so ein paar Extrasekunden zum Nachdenken.
Sollte man aber nicht überstrapazieren. ; )
Wenn wir nun wirklich gar keine Ahnung haben, könnten wir natürlich blind raten. Find ich persönlich aber äußerst unglücklich.
In diesem Fall geb ich lieber offen zu, dass ich keine Ahnung habe (vielleicht formulier ich es dann aber so, dass es weniger inkompetent klingt!). Ist in ner Prüfung zwar doof, aber da besteht dann die Chance, etwas anderes gefragt zu werden, das man vielleicht sogar weiß.
Und im wahren Leben können wir mit etwas Glück sogar etwas dazulernen, nämlich dann, wenn unser Gegenüber die Antwort kennt und sie uns netterweise verrät.
Im vorletzten Teil der kleinen Ratgeberserie begeben wir uns nächste Woche auf die Intensivstation und betrachten dieses Thema mal von der anderen Seite: Was muss ich beachten, wenn ich das Wissen anderer Leute prüfen möchte und dabei möglichst nicht wie der letzte Idiot (sorry!) dastehen möchte?
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