Es ist Wochenende und alle haben frei. Nein, nicht alle. Ein kleiner Rettungsassistent darf sich das Wochenende auf einem Krankenwagen vergnügen. und was dabei passiert, wenn nebenbei das Tief Carmen ihre Eimer über uns ausschüttet und alle Leute abdrehen, konnte Rettungsassistent heute erfahren. Eigentlich fing die Schicht richtig ruhig an, dafür dass es Samstag war, die Rettungsmittel entsprechend reduziert waren und der Regen die Lage nicht gerade entspannte. Aber eine Stunde nach Schichtbeginn machte sich dann doch das kleine nervige Teil am Gürtel bemerkbar : Eine Untersuchungsfahrt ins örtlich zuständige Krankenhaus sollte uns erwarten.
Kennt ihr das Gefühl, wenn man merkt, dass das nicht so DER Einsatz wird?!?
Schon beim Eintreffen machte uns erst nach einer gefühlten Viertelstunde jemand auf und öffnete uns die Wohnungstür. Derjenige konnte dann natürlich auch kein wirkliches Deutsch und zeigte nur auf seinen am Boden liegenden Freund. Der lag dort, perfekt zwischen TV, Tisch und Sofa auf dem Boden und war offensichtlich nicht ansprechbar. Mit Gestik machte uns sein Freund klar, dass die beiden anscheinend die Nacht über aktiv dem Alkohol zugesprochen hatten und der Freund dann gerade gekrampft hatte.
Auch auf unsere Ansprache war der Patient nicht mal ansatzweise erweckbar und reagierte auf keine Schmerzreize oder sonstwas. Also während der Kollege die Notfalltasche aus dem Auto holt, eben mal die heiße Nummer 112 gewählt und einen Notarzt samt RTW nachgefordert. Das ist aber nicht so einfach, wenn offensichtlich noch die anderen 400.00 Einwohner der Stadt ihre Wasserpfützen im Keller melden wollen. Ich hing doch tatsächlich ganze 4 Minuten (ich habe auf die Uhr geschaut) in der Leitung, ehe ich mit einem Disponenten sprechen konnte.
Dabei ist mir aufgefallen, wie deprimierend es ist, minutenlang nur das Tür-Tüt zu hören. Bisher dachte ich immer, dass dann zumindest eine Warteschleife dran geht und reagiert. Ist aber wohl nicht so….
Auf jeden Fall NA und RTW angefordert und schon mal das Basismonitoring, was uns zur Verfügung stand, fertig machen. Währenddessen wurde der Patient immer erweckbarer und wacher, er reagierte nun auf Schmerzreize. Ich hingegen war schon alleine von der Fahne fast besoffen…meine Güte, der hat aber tieeef ins Glas geschaut.
Vor Ort eingetroffen haben wir dann dem RTW noch geholfen, dem Patienten mit seinen 100 kg aus dem fünften OG zu tragen und haben uns dann zügig verabschiedet.
Das sollte es aber mit dem Schleppen nicht gewesen sein für heute. Der nächste Einsatz kündigte mit der Bemerkung auf dem DME „Adipös!“ schon das Unheil an. Der Patient wollte mit seinen 150 kg Lebendgewicht heute aus dem Krankenhaus entlassen werden (Warum werden Patienten eigentlich am Wochenende entlassen, da kosten wir doch das dreifache als in der Woche?!?).
Natürlich bestellten wir uns für den Transport in die Wohnung Tragehilfe dazu, ist schließlich unser Rücken und der muss noch ein paar Jahre mitmachen.
Wäre schön, wenn das alle so sehen würden. Natürlich nicht, weshalb ich mich dann in der Wohnung, während wir auf die Tragehilfe gewartet haben, erstmal mit dem Bruder streiten durfte. Schließlich hätten es letzte Mal doch auch zwei Mann geschafft und wir würden immer so ein Bohei machen und Theater und das würde doch Aufsehen erregen. Tja, da ist er bei mir an den falschen geraten. Ich habe ihm freundlich, aber direkt erklärt, dass das unser Rücken ist, wir damit noch ein wenig bis zur Rente arbeiten müssen und wenn er ein Problem damit hat, soll er doch einmal den Job machen. Das saß und er verstummte urplötzlich. Geht doch…
Nach dem Einsatz hätten wir uns ja natürlich gerne auch über Funk frei gemeldet, nur leider war das nicht so ganz möglich. Durch den Regen und die vielen Wassermassen waren die BF, FF und das THW im Großeinsatz. Dementsprechend war natürlich auch der Funk belastet. Und wenn sich dann auch noch gewisse Kollegen beim Funken nicht an die Spielregeln halten, bricht leider das Chaos aus.
So heute geschehen: Jeder meinte die FMS-Status zu ignorieren und lieber „manuell“ die Leitstelle rufen zu wollen…natürlich super für den Funkkanal. Als dann auch noch jede Kleinigkeit („Wir sind FW xy ein, nehmen Nahrung auf“) durchgegeben werden musste, war das Chaos am Funk perfekt.
Deshalb ist Funkdisziplin so wichtig, speziell bei Mehrfachschadenslagen. Es gibt nicht umsonst so einen Hörer im Auto mit Zahlen drauf, die soll man auch benutzen. Und man soll sich auch nicht umsonst am Funk auf das nötigste beschränken und warten bis man angesprochen wird. Das würde alles zu einem chaosfreieren Funken beitragen.
Als Abschluss des Tages durften wir kurz vor Feierabend noch einen suizidgefährdeten Patienten zurück in die örtliche Klapse Psychiatrie bringen. Dafür hätte allemal ein Taxi gereicht…^^
Zumal ich ja eh der Meinung bin, wer erst noch Zeit findet, seine Todeswünsche auszusprechen, will mehr auf sich aufmerksam machen als das er sich tatsächlich das Leben nehmen will. Ist ein Erfahrungswert der Vergangenheit.
So ging dann auch eine Samstags-Schicht vorbei…auf ein neues morgen.