In Bayern spitzt sich derzeit zu, was lange auf den Näglen brennt: die Situation der Hausärzte. Die für Januar geplante Ausstiegs-Entscheidung wurde auf den 22.12.10 vorgezogen. Grund war eine Eskalation der AOK, die androhte, die bestehenden Hausarztverträge einseitig auf Mitte Januar zu kündigen, so man nicht das Ausstiegsszenario abblase. Der Bayerische Hausärztverband hat daraufhin die […]
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Sucht
Ärztestreik. Hausärztlicher Notdienst. Viele Patienten. Rezeptwünsche. Aber vor allem AUs. Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigungen. An diesem ersten schönen Tag im Jahr.
Dazwischen ein älteres Paar. Gut situiert. Gut gekleidet. Allerdings ist sie eher wortkarg. Sieht irgendwie zu “aufgemacht” aus.
“Nur ganz schnell dazwischen, wir brauchen ein Rezept. Dauert nicht lange.” Ach so?
Worum gehts denn? Er nennt den Namen. “Leider ist die Packung gerade heute zuende gegangen. Schreiben Sie doch bitte eine große auf.” sagt er ganz freundlich.
Leider hat der Arzt das schon zu oft erlebt. Daß er doch bitte eben eine große Packung Schmerzmittel, Hustenblocker, Schlafmittel, Sedativa, Antidepressiva aufschreiben möge. Denn man fahre morgen in den Urlaub. Oder der Vater litte so unter Schmerzen. Man sei bestohlen worden. Und gerade heute habe der Arzt ja geschlossen.
“Temazepam” ist ein suchtauslösendes Beruhigungsmittel, daß man jetzt nicht verschreiben werde, daß wahrscheinlich auch der Haus-Neurologe nicht aufschreiben würde, erklärt der Arzt. Das wissen die beiden natürlich. Aber sie empören sich. Wie immer. Freundlich fangen solche Gespräche an. Zu freundlich vielleicht. Später Empörung. Beschimpfungen manchmal. Was man denn für ein unmenschlicher Arzt sei. Ob man keinen Eid geschworden habe zu helfen. Wessen man die Bittsteller wohl verdächtigen würde. Ein Unding, das man melden werde. Unverschämte Frechheit.
Meist beruhigt sich die Situation wieder, wenn man einen Kompromiss anbietet. Eine Tablette Oxazepam für die Nacht, zum Beispiel. Wieder freundlich: Ob man nicht gleich zwei haben könne.
Diesmal hat sich der Besuch für die Beiden nicht gelohnt. Aber man kanns ja später nochmal versuchen. Oder nächstes Wochenende.
Irgendwann sitzt wieder ein gutgläubiger Anfänger hier.
Zombie in der Notaufnahme!?
Kein Scherz jetzt, echt nicht:
meine Lieblingseinweisungsdiagnose letzte Woche in der Notaufnahme war “Verdacht auf Atemstillstand”, ohne weiteren Kommentar. Man hätte auf den Zettel auch “Verdacht auf Tod” schreiben können, das wäre ungefähr gleichbedeutend gewesen. Wohlgemerkt stand das ganze auf einem rosa Einweisungszettel, was bedeutet, dass der betreffende Patient im Wartezimmer sitzt. Ist klar.
Schlendere debil vor mich hingrinsend in Richtung Wartebereich. Soll ich jetzt nach einer Leiche Ausschau halten? Vor meinem inneren Auge sehe ich inmitten all der Leute eine blässliche Gestalt mit eingefallenen Wangen bocksteif quer auf den Sitzen liegen, niemand sonst nimmt Notiz von ihr… Ein gebrülltes “Aus dem Weg!!!” von gerade ankommenden Sanitätern nebst beatmetem Patienten reisst mich aus meinem Tagtraum.
Im Wartebereich angekommen rufe ich meinen Patienten Heinz L. auf. Heinz L. hat schon mehr als 65 Lenze erlebt und berichtet mir, dass er am Vortag eine mehrstündige Fahrradtour in der prallen Sonne nebst anschließendem Grillen mit ihm als Hauptgrillmeister hinter sich gebracht habe. Sport mache er sonst nie, getrunken habe er nur Bier und am späten Nachmittag sei er dann kurz ohnmächtig geworden. Seine Gattin habe gesagt, er habe 30 Sekunden (!) auch nicht geschnauft. Dann sei er gleich wieder zu sich gekommen. Und heute war er beim Hausarzt, der ihn gleich hierher geschickt habe…
Ohne Worte. Ganz ehrlich: wenn ich den ganzen Tag in der Sonne Fahrrad fahre, dabei nur Alkohol trinke und mich anschließend noch stundenlang neben einen Grill stelle in dessen Umgebung es 50 Grad plus X hat, kippe ich auch um. Wahrscheinlich schon bevor ich den Grill überhaupt erreiche…
Eine Einweisung wegen “Kollaps” mag vielleicht noch irgendeinen Sinn haben, aber das? Spiele innerlich mit dem Gedanken auf dem Hausarztbericht “Patient atmet, kein Anhalt für Atemstillstand” zu vermerken, kann mich aber in letzter Sekunde beherrschen.
Angaben in der Arzt-Auskunft aktualisieren
Sie sind Arzt und haben veraltete oder falsche Angaben in ihrem Eintrag in der Arzt-Auskunft entdeckt? Es gibt zwei einfache Wege, diese zu korrigieren.
Weg 1: Sie loggen sich ein und aktualisieren Ihre Angaben schnell und einfach online. Jeder Arzt mit einem Eintrag in der Arzt-Auskunft verfügt über einen eigenen Login und hat diesen auch per […]