In Deutschland muss man entweder zu Lebzeiten einer Organspende ausdrücklich zugestimmt haben, oder die nächsten Angehörigen stimmen nach dem Tod (entsprechend dem mutmaßlichen Willen des Verstorbenen) der Organentnahme zu.
Das Problem dabei ist, dass viele Menschen sich da noch nie Gedanken über eine Organspende gemacht haben, oder grundsätzlich der Organspende zustimmen würden, aber aus welchen Gründen auch immer keinen Organspendeausweis haben.
Mit dem Spendeausweis (auf dem man sich auch gegen die Organspende aussprechen, also „nein“ ankreuzen kann!) würde man allerdings seinen nahen Angehörigen ersparen, unmittelbar nach dem eigenen Tod gefragt zu werden, ob man wohl der Organentnahme zugestimmt hätte oder nicht.
Darüber hinaus, wie sicher können wir sein, dass unsere Angehörigen richtig mutmaßen, wenn es um unseren mutmaßlichen Willen geht?
Meine aktuellen nächsten Angehörigen würden da wohl ordentlich danebenliegen. Da meine Eltern sich beide nicht so wirklich mit dem Thema beschäftigt haben (weil sie nicht wollen), geh ich mal davon aus, dass sie eine Organentnahme ablehnen würden.
Gut, kann sein, dass ich mich da irre – aber besser ist es doch, sicherzugehen und den eigenen Willen deutlich und unmissverständlich zu äußern, anstatt sich darauf zu verlassen, dass Angehörige die Entscheidung für uns treffen (vor allem, wenn es nie die Gelegenheit gab, miteinander darüber zu reden).
Die erweiterte Zustimmungslösung ist an sich eine gute Idee, allerdings macht sie Deutschland zum Organimportland – es ist einfach noch nicht bekannt genug, dass man zustimmen muss, um als Spender in Frage zu kommen.
In den Ländern, in denen die Widerspruchslösung Rechtsgrundlage ist (z.B. in Österreich), gibt es wesentlich mehr Organspender als in den Ländern mit Zustimmungslösung – relativ gesehen werden in Österreich (pro Mio Einwohner und Jahr) knapp doppelt soviele Organe gespendet wie in Deutschland.
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