FDA hinterfragt Daten zu neuer Diätpille

Eine neue Diätpille mit dem Namen Contrave, die sich zurzeit noch in der Phase klinischer Studien befindet, kombiniert ein Antidepressivum und ein Medikament gegen Drogenabhängigkeit. Die Daten sprechen für einen Einsatz bei Übergewicht und Adipositas. Ein erhöhter Blutdruck muss aber vermutlich in Kauf genommen werden.

Die Abteilung der Food and Drug Administration (FDA), die für die Zulassung endokriner und metabolischer Medikamente zuständig ist wird morgen, Dienstag, zusammenkommen und darüber befinden, ob der Nutzen des neuen Gewichtsreduktionsmedikaments Contrave, das aus dem Antidepressivum Bupropion und dem Medikament gegen Drogenabhängigkeit Naltrexon, besteht, stärker zu gewichten sind, als die Risiken, die sich aus dieser Kombination möglicherweise ergeben.

Sowohl Bupropion wie auch Naltrexon sind als Einzelprodukte schon seit vielen Jahren weltweit zugelassen. Naltrexon ist ein Opioid-Antagonist und wird entsprechend bei Opiat- und Alkoholabhängigkeit eingesetzt, während Bupropion bei Depressionen und seit ein paar Jahren auch bei Raucherentwöhnung zur Anwendung kommt. Über den kombinierten Einsatz beider Produkte zur Gewichtsreduktion ist wenig bekannt.

Orexigen, die Firma, die das Produkt Contrave zusammen mit Takeda vertreiben möchte, versucht nun das Kombipräparat für die Gewichtsreduktion bei Patienten mit einem Body Mass Index (BMI) über 30 oder bei solchen mit einem BMI über 27 und einem oder mehrere Risikofaktoren (z.B. Diabetes, hohes Cholesterin, Bluthochdruck) zu positionieren.

Aus den Dokumenten, die letzten Freitag von der FDA online gestellt wurden, lässt sich erkennen, dass die Gesundheitsbehörde vor allem an den Resultaten der von Orexigen durchgeführten vier unterschiedlichen klinischen Studien der Phase III interessiert war. Darin wurden insgesamt 3‘200 fettleibige (adipöse) Patienten mit wenigstens einer zusätzlichen Erkrankung wie Diabetes und Depression während eines Jahres mit dem Originalprodukt oder einem Placebo behandelt.

In allen vier Studien verloren die Patienten, die mit dem Kombipräparat Naltrexon / Bupropion (Verum) behandelt wurden signifikant mehr Gewicht als diejenigen in der Placebo Gruppe und mehr als 30% der Behandelten verloren sogar mindestens 5% Körpergewicht, was einer der Standards für die Wirksamkeit eines Gewichtsreduktionsmedikament für die FDA darstellt.

Insgesamt verloren die Patienten aus der Naltrexon / Bupropion Gruppe in Durchschnitt 4.2% mehr Gewicht als diejenigen aus der Placebo Gruppe. Damit erfüllt das Kombipräparat knapp einen weiteren Standard der FDA nicht, der eine Mindestdifferenz zwischen dem Wirkstoff und dem Placebo von 5% fordert.

Ausserdem ist das Kombipräparat nicht ganz Nebenwirkungsfrei. So gab es mehr Fälle von Bluthochdruck in der Verum Gruppe als in der Placebo Gruppe. Dieser Unterschied war besonders bei Patienten mit vorbestehendem Diabetes ausgeprägt.

„Naltrexon / Bupropion vermindert oder eliminiert den blutdrucksenkenden Effekt einer Gewichtsreduktion,“ schrieb die Gesundheitsbehörde. „Es ist nicht bekannt, welchen Effekt die Veränderung dieses Vitalzeichens auf das Herz-Kreislauf Risiko einer übergewichtigen und adipösen Patientenpopulation auf lange Sicht haben könnte.“

Die Gesundheitsbehörde meinte, dass die Anzahl der Herz-Kreislauf Probleme in den Studien zu klein war, als dass sie gesicherte Rückschlüsse auf den Herz-Kreislauf Effekt des Kombipräparats in einer grossen Population zuliesse.

Das Zulassungsgremium muss nun darüber entscheiden, ob eine zusätzliche Studie über das Herz-Kreislauf Risiko von Naltrexon / Bupropion nötig ist, und wenn ja, ob diese Studie vor oder erst nach der Zulassung durchgeführt werden soll.

Für sich genommen wird Bupropion mit Suizid-Absichten und Suizid-Durchführung in Zusammenhang gebracht. Interessanterweise gab es aber keine Suizide in der Studie und die Personen mit Suizid-Absichten wurden sogar gehäuft in der Placebo Gruppe gefunden. „Contrave könnte aber eine sehr breite Anwendung finden und daher sind Sicherheitsaspekte (wie beispielsweise Hirnschlag, Suizidalität und Herz-Kreislauf Risiko) von allergrösstem Interesse,“ schreibt die FDA.

Zusammenfassend hatte die Behörde das Gefühl, Orexigen hätte zu wenig Daten eingeliefert, um abschliessend über die Sicherheit des Kombipräparats urteilen zu können.

Contrave ist das dritte Medikament, das dieses Jahr von der Gesundheitsbehörde begutachtet wird. Die Vorgänger Qnexa (Phentermin / Topiramat) und Lorcaserin wurden beide nicht zugelassen. Damit gibt es immer noch nur eine von der FDA zugelassene Diätpille auf dem Amerikanischen Markt: Xenical (Orlistat) .

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