Tag 2. Wie am Dienstag berichtet: der Kaffee ist mir auf den Magen geschlagen. Nun, dank exorbitanter Zufuhr von Antacida und Fenchel-Anis-Kümmel-Tee (bäh!) habe ich den Tag irgendwie überstanden. Und ich bin wild entschlossen meinem Magen jetzt erstmal eine Auszeit zu gönnen. Sprich, ich muss einen Kaffeeentzug machen. Nachdem ich den Dienstagabend brav im Bett verbracht und dementsprechend viel geschlafen hatte, war der Mittwoch auf der Arbeit auch gar kein Problem. Auch heute morgen fühlte ich beim Verlassen der Wohnung noch recht beschwingt. Nach der Morgenbesprechung ging ich dann zur Notaufnahme und sah meine lieben pflegerischen und ärztlichen Kollegen einen Cappuccino nach dem anderen an mir vorbeitragen. Das ist doch Psychoterror! Wie soll man denn da standhaft bleiben? Doch ich blieb standhaft. Naja, fast. Nachdem mich meine lieben Kollegen am frühen Nachmittag auf meine leicht reduzierte Schwingungfähigkeit ansprachen habe ich mir dann eine Cola gegönnt ***schlechtes Gewissen an***. Und oje morgen ist Freitag, der traditionell schlimmste Tag der Woche in der Notaufnahme…
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ein neuer sport hält einzug in den schulklassen: sueing the teacher. ever heard of?
ok, ohne uns jetzt komplett den anglizismen hinzugeben: hier gehts darum, lehrer oder ganze schulen zu verklagen , wenn letztere a) nicht die noten verteilen, die erste für richtig halten b) eine nichtversetzung aussprechen, ja sogar c) migrantenkinder in der klasse integrieren oder aber d) schlicht das kind nicht so behandelt wird wie sich das die eltern so vorstellen.
da wird nicht das gespräch gesucht, da wird nicht der elternbeirat angerufen oder ein runder tisch beantragt oder ähnliche vernünftige wege. no, sir. da wird mit dem anwalt gedroht. so. ohne wenn und aber.
was mich daran ärgert, ist nicht alleine das einklagen von recht, dafür sind wir in einem rechtsstaat und jeder hat natürlich diese möglichkeit. ärgerlich ist vielmehr die komplette aufweichung der institution schule. schule als schule, kinder als kinder, lehrer als lehrer im sinne von respektspersonen als lehrende.
wir leben in einer aufgeklärten gesellschaft, und die zeiten sind vorbei, wo ärzte, lehrer und der bürgermeister die einzig ernstzunehmenden institutionen in einer gemeinde waren, neben dem pfarrer oder priester. wir alle sind kritischer geworden, ärzten unterstellt man zunächst mal eigennutz und geldgeilheit statt patientenorientiertes denken. poltikverdruss und null vertrauen in die uns regierenden ist schon seit den siebzigern "in". jetzt sind auch noch die lehrer dran.
fehlt nur noch der pfarrer auf der kanzel. vielleicht kann man den auch noch verklagen, weil gott es wieder mal hat regnen lassen oder die sommerdürre die ernte vertrocknen lässt. naja. dafür sitzen vermutlich zu wenig findige anwälte in den gottesdiensten.
lehrer verklagen. folgen sind vermehrte burnouts bei den lehrenden und vermehrt unerzogene familien. den kindern wird demonstriert, das man noten vor gericht erstreiten kann und papa nur ein wörtchen mit dem lehrer reden muss, und alles ist gerichtet. durch den richter.
unsere kinder werden tyrannen? ui, winterhoff ist sehr weitsichtig – auch das ist teil unseres zeitgeistes. und am ende haben wir wieder psychisch kranke kinder, die psychisch kranke erwachsene werden.