Der Bürger, der durch wollte

Irgendwann, irgendwo im verschneiten Deutschland, genauer gesagt im Ruhrgebiet. gegen Vormittag erreicht uns die Einsatzmeldung:

„Apoplex, mit NEF, Schlagmichweg 1″

Der Schlagmichweg ist eine kleine, verschneite Nebenstrasse, die so oder so schon eng genug ist und kaum Parkplätze bietet. Weil das Einsatzstichwort nicht gerade viel Zeit für uns verspricht, stellen wir unseren RTW, gefolgt vom NEF, abgesichert mit Blaulicht und Warnblinker und was noch so alles blinkt auf der Strasse ab. Damit machen wir leider die Strasse fast dicht, so dass man nicht mehr ohne weiteres vorbeikommt…zumindest, wenn man sein Auto nicht genau kennt.

In der Wohnung versorgen wir den Patienten zuerst und machen ihn transportstabil. Während wir ihn also noch versorgen, fällt der Ehefrau draußen auf der Strasse ein winkender Mann auf und macht uns auf ihn aufmerksam. Der wild gestikulierende Mann hat sich mit seinem Auto bis ca. 5 cm an unsere Stoßstange herangefahren und möchte gerne durch, was er aber nicht schafft. Jetzt will er, dass sich einer von uns aus der Wohnung zu ihm begibt und die Rettungsmittel weg bewegt.

Natürlich verlässt keiner die Wohnung, alleine schon deshalb, weil gerade auch keiner Zeit hat. Der NEF-Fahrer organisiert uns ein StrokeUnit-Bett, die RTW-Besatzung ist mit der Notärztin am Patienten und mehr haben wir nicht.

Nachdem wir dann den Patienten transportstabil haben, transportieren wir ihn in den RTW. Während des Weges hat sich der Fahrer des Fahrzeuges immer noch nicht weg bewegt und ist gerade dabei sich unsere Kennzeichen aufzuschreiben. Auf die Frage, was das solle, antwortet er, er werde sich bei unserem Chef beschweren und wir würden die Konsequenzen schon merken. Abwarten…..Dann dreht er sich um, steigt in sein Auto und fährt weg.

Nach dem Transport des Patienten auf die StrokeUnit, begaben wir uns wieder zurück an unsere Wache. Den Vorfall mit dem Bürger hatten wir quasi schon vergessen.

Gegen Nachmittag wurde ich dann, zusammen mit dem Kollegen zum Chef gerufen. Er hätte gerade einen Anruf von der „heißen Nummer“ (also der 112) durchgestellt bekommen. Ein Mitbürger hätte sich über uns und das NEF beschwert, weil wir mit unseren Fahrzeugen die Strasse gesperrt hätten. Der Chef hatte sich das Einsatzprotokoll angeschaut, wie erwartet einen Notfall vorliegen sehen und dem Mitbürger mal „erklärt“, das wir keine Zeit haben, immer erst einen Parkplatz zu suchen. Danach hat er ihm wohl noch mehr die Leviten gelesen, weil er für die Beschwerde die 112 gewählt hatte. Darüber wollte der Chef uns nur unterrichten, dass das Thema abgehakt sei.

Mitbürger gibt es, die gibt es gar nicht….oder sollte es nicht geben…^^

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