In den frühen Morgenstunden schläft man am tiefsten. Zumindest ich tu das so und dieser frühmorgendliche Tiefschlaf ist das Gesündeste und Erholsamste an der ganzen Nacht, was insbesondere dann gilt, wenn man die Nacht im Wesentlichen auf den Beinen verbracht hat.
Nichts Dramatisches, nur der übliche Kleinkram hier und dort. Bei der Übergabe werde ich meinen Mund verziehen und durch die Augenringe hindurch zu lächeln versuchen und ein „halb so wild!“ antworten auf die Frage wie es denn so war.
Sarah wird die Nächste sein in der endlosen Piepserstaffette und wenn ich ihr das Ding übergebe will ich zuvor möglichst alles geregelt haben, denn noch halten meine guten Vorsätze, zumindest was Sarah betrifft.
Um halb fünf habe ich es endlich geschafft, mich ein wenig aufs Ohr zu hauen und… siehe Oben…. gerade den tiefsten Punkt meiner Tiefschlafphase erreicht als…
ja, das war’s dann!
Frühmorgendliche Zugänge bringen mich immer aus dem Konzept: eigentlich brauche ich die letzte Stunde vor der Übergabe um wach zu werden, aufzustehen, mir die Zähne zu putzen und dann in aller Ruhe noch einmal über alle Stationen zu gehen, aber daraus wird wohl heute nichts.
Schwester Anna träufelt ein halbes Kilo medizinischer Informationen in mein Ohr, aber ich muss den Telefonhörer weghalten, bin noch nicht wach genug um das alles zu verarbeiten, belle ein „Ich komm schon!“ hinein, greife nach Kittel und Stethoskop und mache mich gähnend auf den Weg.
Ist nichts Schlimmes. Eine Omi, die auf der glatten Straße beim Zeitungreinholen gestürzt ist.
Und kurz darauf geht erneut mein Piepser. Sarah ist dran.
„Geh heim, ich mach das schon!“
Ich könnte sie umarmen! Würde ich sowieso gerne, aber das ist eine andere Geschichte, und jetzt freue ich mich auf einen vierfachen Espresso und mein Bett.
Und über Bad Dingenskirchen graut gerade der zweite Morgen des Jahres.