sie waren mal wieder da, meine filofax-eltern, auch wenn dieser begriff inzwischen nicht mehr stimmt, denn papa speichert alles im kopf ab. das wiederum macht er sehr souverän, fragt jede information zweimal nach, was bekanntlich ein gutes mittel ist, das gedächtnis zu schärfen. die mutter fragt weiter sehr auf der emotionalen ebene, aber weiter merklich kopflastig überlagert – der instinkt möchte sich immer wieder bahn brechen, aber schließlich fragt immer der kopf.
inzwischen ist mäuschen schon ein jahr alt, die eltern sind sicherer geworden in den alltäglichkeiten, der filofax eintrag vom anfang mit den dünnen stillstühlen und dem seltsamen süßlichen geruch wird sicher nicht mehr nachgelesen und auch die verschiedenen rötungen und pickelchen eines säuglings können die zwei nicht mehr beeindrucken. dafür sind es jetzt zahnen, beifüttern, schlafen im eigenen bettchen und vor allem das thema erziehung, was filo und fax umtreiben.
am liebsten wäre ihnen ein rezept für jede erziehungssituation, die sich ergibt. das kind macht dies, dann mache ich das, und wenn es dann wieder das macht, mache ich dies, und alles wird gelingen. es gibt viele eltern, die so erziehen, und das mal gar nicht schlecht, denn die kinder stellen sich auf diese routinen auch ein. nichts irritiert kinder ja mehr, als wenn mama und papa stets anders reagieren, als erwartet. aber in dieser routine sind die zwei noch nicht angekommen: zu wenig erfahrung bisher mit neuen situationen. also diskutieren wir minutenlang, ob das aufziehen von schubladen nun sozial und global akzeptabel ist oder nicht.
und die kleine maus? sie wird geprägt. sie demonstriert bei u6 alle register einer fremdelnden jährigen – erwartungsgemäß mehr als andere kinder. sie klebt schier an der mama, klettert an ihr hoch und möchte am liebsten am rücken wieder runter. erst als ich der mama sage, sie soll ihr nur schutz geben, wenn sie meint, das kind braucht schutz, entspannt sich die situation und wird nicht die ganze zeit von „alles nicht so schlimm“, „alles wird gut“, „der doktor ist ganz lieb“ überlagert. unsicherheit bedeutet auch unsicherheit beim kind – und nur der nüchterne halt der eltern hält die kinder in der bahn.
tochter wird sicher alle bandbreiten des trotzens durchlaufen, auch die zweijahresuntersuchung wird noch eine freude für den doktor werden, dann ist meist das schlimmste vorbei. vielleicht kommt dann ja ein zweites kind (auch wenn die eltern schon älter sind), sicher wäre das ein segen für no.1. , denn dann hätten die eltern nicht mehr die zeit, sich komplett um einen orbit zu bewegen. ich werde berichten.