Sankt Bürokratius und das Rattengift (Teil 2)

Frau Wirges hat saumäßig schlechte Venen. Eigentlich fast gar keine Venen mehr. Das ist nicht ihre Schuld, aber es macht sie im Krankenhaus leider ziemlich unbeliebt. Denn wer ins Krankenhaus geht, der muss sich pieksen lassen, und wer das Pech hat, an einer Tachyarrhythmia Absoluta mit Vorhofflimmern zu leiden und deswegen mit Marcumar behandelt wird, muss sich besonders oft pieksen lassen. Normalerweise machen das zwar die Schwestern, aber wenn die es nicht schaffen, muss der Herr Doktor ran. Blut und Wasser habe ich geschwitzt, jedes Mal, wenn Frau Wirges wieder fällig war.
Letztendlich habe ich es meistens geschafft, manchmal schon nach drei, ab und zu aber erst nach sieben Versuchen. Manchmal hatte ich Glück und habe an einem ihrer Arme ein kleines Äderchen gefunden, manchmal auch am Fuß und ein paarmal habe ich das Blut aus der Leistenvene abgenommen, was für die Patientin extrem unangenehm und auf Dauer auch nicht ungefährlich ist.
Einmal habe ich nach dem fünften Mal aufgegeben und Kalle um Hilfe gebeten, aber selbst der hat drei Versuche gebraucht.
„Ist das wirklich notwendig?“ fragt Frau Wirges.
Ich senke den Blick.
„Leider…“
„Wie lange noch?“
„Im Grunde… also…“
Eigentlich lebenslang. Wobei es später reicht, alle drei oder vier Wochen einmal Blut abzunehmen. Aber immerhin…
„Ich hätte da eine Idee!“ sagt Kalle.

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