Tag 2 – Kalter Entzug

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Eines weiß ich jetzt schon: Niemand hört mit dem Rauchen auf, weil er dazu überredet wird. Wenn wir eine Rolle beim Rauchstopp einnehmen wollen, dann sollten wir uns wohl auf die Leute konzentrieren, die von alleine aufhören wollen. Das ist schon mal die erste Schlussfolgerung aus meinen Entzugserscheinungen. Die sind nämlich heftiger, als ich mir das vorgestellt habe. Meine Oberarme fühlen sich an, als würde jemand mit einem Schraubstock daran rumspielen, mein Gehirn versucht mich auszutricksen, dass ich jetzt ja lange genug durchgehalten hätte, um mir etwas zu beweisen, und meine Nase ist so trocken, dass ich das Gefühl habe, dass sie gleich aufreisst. Ich glaube, man kann Entzugserscheinungen gar nicht richtig plastisch schildern, aber jeder, der nicht ganz genau weiß, warum er sie eingeht, geht ihnen schnell aus dem Weg.
Ich habe mich dazu entschieden, den Entzug knallhart und ohne unterstützende Medikamente durchzuziehen. Die gibt es grundsätzlich, und sie sollen die Entzugserscheinungen mildern und die Nikotinabhängigkeit senken. Nach der Erfahrung, die ich gerade mache, ist das vielleicht ab und zu ganz hilfreich, aber nicht das wichtigste. Wirklich wichtig ist im Moment einfach nur, Ablenkung zu haben. Das beruhigt mich, wenn ich so drüber nachdenke, denn das deutet darauf hin, was irgendwie schon nahe liegt: Rauchstopp kann pflegerische Aufgabe sein.
Mit dem kalten Entzug liege ich nach einer Statistik der DAK voll im Trend: 87% aller Rauchstopper tun das ebenso. Das hat mich beim Lesen zwar etwas überrascht, und ich frage mich, wie viele davon nach drei Tagen noch übrig sind, aber irgendwie will man ja einer Statistik auch glauben, die verrät, dass der überwiegende Teil aller Rauchstopper nur seiner Willenskraft vertraut.
Also: Wieso nicht bei der Anamnese mit erheben, ob der Wunsch besteht, beim Krankenhausaufenthalt mit dem Rauchen aufzuhören (Wo man schon mal da ist). Wer geht schon gerne mit dem Infusionsständer an die frische Luft… Und zur ersten Einschätzung hilft die Fagerström-Skala ganz wunderbar. Damit kann man sich dann schon mal in etwa darauf einstellen, wie stark die Entzugserscheinungen werden. Ich lande dabei übrigens im mittleren Bereich. (Jens)

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