Tag 8 – Katharsis

 

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Heute ist sozusagen Durchschnitt – 2008 lag die durchschnittliche Verweildauer in Krankenhäusern bei 8,1 Tagen, also lohnt es sich heute doch noch mal genauer, hinzuschauen. Stress empfinde ich nach wie vor, allmählich ist es mir allerdings gelungen, dem Ganzen mit Bewegung oder anderer Ablenkung zu begegnen anstatt damit, worauf ich mich jahrelang konditioniert habe. Das ist eine anstrengende Übung, die sicher länger dauert als der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt. Aber es erwartet ja auch niemand, nach acht Tagen als geläuterter Mensch das Krankenhaus zu verlassen. Also lautet unsere Aufgabe in dieser Phase, die Patienten dabei zu unterstützen, eigenständige Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

Um übrigens noch einer faulen Ausrede zu begegnen: Ich befinde mich mitten in der Klausurenphase, stressvoller könnte der Zeitraum also kaum sein, in dem ich aufgehört habe zu Rauchen. Es hat trotzdem funktioniert. Und das ist ein hoffnungsvolles Zeichen für alle Pflegenden, die nicht daran glauben, dass sie den stressigen Arbeitsalltag anders bewältigen können. Auch wenn ich nach wie vor der Überzeugung bin, dass wir nicht die perfekten role models sein müssen.

Vor allem aber ist heute das erste Mal eine bedeutende Änderung meiner Stimmung eingetreten. In der vergangenen Woche war ich leicht reizbar und konnte mich nicht lange am Stück konzentrieren. Heute wurde das abgelöst durch eine gewisse Demut gegenüber gesundheitlichen Signalen, die der Körper aussendet. Während ich mich in den letzten Tagen noch häufig „Nein“ zum Rauchen sagen musste, ging das heute allmählich in ein „Natürlich nicht“ über. Damit würde ich mich zunächst für entlassfähig halten, weiß allerdings auch, dass die nächsten Tage gerade deswegen noch einmal risikobehaftet sind. (Jens)

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