Whistleblowing – oder: wer bläst die Pfeife?

Petzen ist böse, das lernt man schon im Kindergarten: Wenn der Kevin dem Justin im Sandkasten die Schaufel über den Kopf haut, und der Marvin sieht das, dann soll der Marvin am besten ganz feste die Augen zumachen und das Maul halten. Nicht, weil er sonst selbst vielleicht vom Kevin vermöbelt werden könnte, sondern weil sich das einfach so gehört.
Und wenn sie dann alle etwas älter sind, dann schubst der Kevin den Justin vielleicht vor die S-Bahn oder schiebt ihm ein Messer zwischen die Rippen und der Marvin schaut zu und sagt nichts, weil man seine Kumpels nicht verpfeift.
So ist das halt, das hat man schließlich so gelernt.
Wenn der Marvin doch das Maul aufreißt, dann nennt sich as Zivilcourage. Und ist Zivilcourage erwünscht?
Anders gefragt: Wenn Opa Schimbulski ständig die Polizei holt weil die Jugendlichen auf seiner Straße mal wieder zwei Dezibel zu laut sind, ist das auch Zivilcourage? Wo ist die Grenze?
Auch im Gesundheitswesen gibt’s eine Menge Kevins und Justins. Es gibt Justins, welche übermüdet nach einem Vierundzwanzigstundendienst weiterarbeiten obwohl sie hundemüde und eigentlich nicht mehr zurechnungsfähig sind und natürlich ist die ganze Sache illegal, aber man will ja seinen Job nicht verlieren. Es gibt Kevins, welche in ihrer Eigenschaft als Chef- oder Oberärzte eine Menge Mist verzapfen, Behandlungsfehler noch und nöcher und dann auch noch ihr Personal schikanieren… aber von ihren Vorgesetzten gedeckt werden, weil…. Es gibt Krankenhausverwaltungen, die im Sparwahn die hirnrissigsten Vorgaben machen und trotzdem Jahrzehntelang damit durchkommen.
Ob eine gezielte Indiskretion hier und dort vielelicht Wunder wirken könnte?
Nee, sowas macht man einfach nicht!

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