Die Ärztezeitung schreibt über die verzweifelte Situation einer jungen Kollegin.
Die 35 jährige Allgemeinmedizinerin aus Schleswig-Holstein hat die gut laufende Hausarztpraxis ihres Vaters übernommen. Leben kann sie davon nicht. Zumindest dann nicht, wenn sie sich ab und zu den Luxus leisten will, Zeit für ihre Familie zu haben. So wird die Praxis zum „Zuschussbetrieb“, die Familie lebt vom Verdienst des Mannes.
Ähnliche Geschichten hört man öfters, und das nicht nur von Hausärztinnen: Kolleginnen, die sich auf den Spagat zwischen Beruf und Familie einlassen, haben es nicht leicht. Und wenn man nicht das Glück hat, auf ein Netzwerk von Omas und Opas zur Kinderbetreuung zurückgreifen zu können und Geld für Tagesmütter oder Kita ausgeben muss, wird der Beruf oft zum Hobby: aus wirtschaftlicher Sicht völlig unrentabel.
Muss das sein?
Oder ist es vielleicht sogar politisch gewollt?
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Artikel von: Monsterdoc
Humor–kurz und knapp
Eine notwendige, kurze Ergänzungen zur kleinen Reihe über Satire, Ironie und Sarkasmus. Komik ist eine Funktion des Erfahrungshorizonts.https://t.co/TK4hSlyfeQ — Dierk Haasis (@Evo2Me) July 8, 2016 Humor ist es immer nur, wenn man selbst drüber lacht. … Weiterlesen
Wahnsinnswoche 2017:43
In dieser Woche 158 Patientenkontakte und 20 Terminausfälle.
Vor lauter Arbeit komme ich gar nicht dazu, irgendwelche Links zusammenzusuchen. Was war diese Woche eigentlich los?
Montag ging es schon um 8:30 Uhr mit der Diskussion von Behördenproblemen los, weil jemand seinen Termin aus Angst vor Verspätung um eine Stunde vorgezogen hatte. Na ja. Dafür kamen dann zwei andere gar nicht, aber ein Notfall ohne Termin schon vor der offenen Sprechstunde – Probleme auf der Arbeit und fragliche maniforme Entgleisung. Anschließend kurz eine mögliche Reha diskutiert. Im Verlauf des Vormittags ängstlich-agitierte Nebenwirkungen einer Psychotherapie, ein Zweitmeinungsersuchen bei fraglicher Psychose, psychophysische Erschöpfung und verstärkte ADHS-Symptome, eine AU-Verlängerung, ein Folgerezept, ein Folgetermin bei antidepressiver Neueinstellung mit beginnendem Effekt, eine AU-Verlängerung, eine Kontrolluntersuchug bei neuroleptischer Neueinstellung, ein Folgerezept, noch ein Folgerezept, eine AU-Verlängerung und Diskussion des diplomatischen Umganges mit nervender Krankenkasse, ein Folgerezept, eine AU-Verlängerung, eine neuroleptische Dosisreduzierung trotz Belastungen durch Prüfungsstress. Nach der Telefonzeit nachmittags Diskussion von Zwangssymptomen bei Psychose, Raucherentwöhnung bei Psychose, Verhaltenstipps bei unzumutbare Arbeitsverhältnissen, Verlaufskontrolle bei stabiler Psychose, ein Folgerezept, noch eine Verlaufskontrolle bei stabiler Psychose, kurze psychotherapeutische Intervention bei therapieresistenter Depression, Beratung bei beginnender Destabilisierung nach Absetzen des Antidepressivums, Verlaufskontrolle bei stabiler Psychose, Anleitung zur Selbstfürsorge bei ängstlicher Persönlichkeitsstörug, Diskussion von Wahnerleben bei instabiler Psychose, Einweisung zur stationären Behandlung bei Cannabis-induziertem Adynamie-Syndrom, Verhaltenstipps nach Todesfall.
Am Dienstag Fahrt zu einem bettlägerigen Psychosepatienten wegen einer Depotspritze, dann ins Wohnheim, dort diverse größere und kleinere Probleme bei psychotischen, schizoaffektiven, manisch-depressiven Erkrankungen mit entsprechenden Verhaltensauffälligkeiten. Danach ins Altenheim, Gesprächsversuch mit einer alten Dame, die aber verbal nicht mehr kommunizieren und zum Betreuungsverfahren nichts mehr sagen konnte. Anschließend Hausbesuch in einer anderen Betreuungssache – keiner zuhause. In der Praxis unzählige Atteste und Formulare bearbeitet (Rentenversicherung, Arbeitsagentur, Versorgungsamt, Krankenkasse, MDK, Kindergeldkasse). Nachmittags Verhaltenstipps bei instabiler Psychose, Diskussion unzumutbarer Arbeitsverhältnisse und des unsäglichen Personalmanagements in einer größeren Gesundheitsfabrik, Planung einer beruflichen Wiedereingliederung nach endloser Verzögerung durch die Personalabteilung eines mittelständischen Betriebes, Erarbeitung von Problemlösungsstrategien bei bipolarer Störung, Anleitung zum Umgang mit einem psychosekranken Angehörigen und Diskussion mit diesem selbst, radebrechende Zwischenanamnese bei einem nicht der deutschen Sprache mächtigen, sehr depressiven Menschen, Krisenintervention bei hoher Zurückweisungssensitivität mit Suizidalität, Krisenintervention bei Selbstbildstörung mit Suizidalität, und Krisenintervention bei Partnerkonflikt mit Suizidalität.
Am Mittwoch Diskussion der fraglichen Gültigkeit einer Vorsorgevollmacht. Eine geplante Untersuchung im Betreuungsverfahren fiel aus, weil die Betreffende nicht zum Termin kam (obwohl sie die Betreuung selbst beantragt hatte). Stattdessen kam ein anderer zu früh, und ich schloss mich seinem Wunsch nach Verängerung der Betreuung nach der Untersuchung an. Der Nächste kam pünktlich, und ich schloss mich seinem Wunsch nach Verängerung der Betreuung nach der Untersuchung ebenfalls an. Der Nächste kam dann wieder nicht, während die Vorletzte pünktlich erschien. Wider Erwarten kam dann doch noch der Letzte zum Termin (ich war etwas skeptisch, weil ich ihn eine Woche zuvor eine Stunde lang vergeblich in den östlichen Wäldern von Wuppertal gesucht hatte, wo er angeblich Unterschlupf gefunden hatte) und präsentierte das Vollbild einer akut psychotischen Symptomatik mit ausgeprägtem Denkzerfall und ausschließlich wahnhaftem Erleben. Er sah dann schließlich ein, dass er in seinem Zustand besser in der Klinik aufgehoben war, traf aber – wie ich am nächsten Morgen erfuhr – erst kurz vor Mitternacht dort ein. Ich habe dann den Nachmittag bis zum frühen Abend damit verbracht, unser Gespräch und die daraus folgenden Konsequenzen für die rechtliche Betreuung vzu Papier zu bringen.
Am Donnerstag Fahrt in ein anderes Wohnheim und Diskussion größerer und kleinerer Probleme bei psychotischen, schizoaffektiven und manisch-depressiven Erkrankungen. Extrem problematisches Zusammentreffen von intensiven Wahnsymptomen mit einer komplizierten Verletzung, deren Behandlung wahnhaft (un)begründet verweigert wurde. Keine befriedigende Lösung gefunden. Dann Fahrt ins Altenheim zu einer hochbetagten Dame, die zwar flüssig und mehrfach wiederholt ihre Lebensgeschichte darstellen, dann aber nicht erklären konnte, wie sie ohne Unterstützung (eines rechtlichen Betreuers) die zahlreichen Behördenprobleme und die von ihr gewünschte Rückkehr in die eigene Wohnung bewältigen wollte. Wir einigten uns dann darauf, dass vielleicht so etwas wie eine Sekretärin nützlich sein könne. Nach der Telefonzeit dann ein Folgerezept, eine Therapieplanung nach Entlassung aus der Klinik, Überlegungen zu ambulant betreutem Wohnen, Krisenintervention nach Wutausbruch wegen Jobcenter, noch eine Therapieplanung nach Entlassung aus der Klinik, eine Krisenintervention bei depressiver Reaktion auf Partnerkonflikt, eine Krisenintervention bei nun beginnend depressiver Reaktion nach Hypomanie, ein Folgerezept, noch ein Folgerezept, ein Konsiliarbericht für Psychotherapie, Verhaltenstipps nach Absetzen des Neuroleptikums, Diskussion einer antidepressiven Behandlung bei unerwünschten Nebenwirkungen, ein vergessener Termin bei stabiler Psychose, eine Ergotherapieverordnung bei schwerer Depression, eine weitere Ergotherapieverordnung bei mittelgradiger Depression, eine Krisenintervention bei unerwartetem Todesfall mit dissoziativen Reaktionen, eine Anfrage zu therapeutischer Begleitung als Bewährungsauflage bei Psychose, Erstdiagnose einer bipolaren Störung mit Psychoedukation und probatorischer Lithiumgabe, zwei Depotspritzen.
Den Freitag schenk ich mir, weil ich nach der Sprechstunde schnell weg muss. Montag (30.10.) fällt die Sprechstunde aus – wir sehen uns wieder am 2.11.
Schöne Feiertage!