„Wie lange habe ich noch, Doktor?“ fragt Frau Szymbulski und fügt verschwörerisch-fatalistisch hinzu: „Sie können ruhig ehrlich sein zu mir!“
Nein, Frau Szymbulski ist nicht sterbenskrank. Zumindest nicht, dass ich wüsste. Frau Szimbulski gehört zu den Menschen, die es einfach wissen wollen: bin ich gesund oder schlummern da vielleicht irgendwelche fiesen unbekannten Krankheiten in mir, die mich demnächst um die Ecke bringen könnten, jetzt oder in zwei, in fünf oder in zehn Jahren?
Habe ich etwa schlechte Gene?
Ist mein Schicksal nicht irgendwo niedergeschrieben, unausweichlich… äh… also, in früheren Zeiten ging man zwecks Beantwortung solcher Fragen zur Wahrsagerin.
Heute kann man einen Instant-Gentest machen. Den bestellt man sich bequem übers Internet aus den USA. Dann einmal ins Röhrchen rotzen und dann ab die Post nach Amiland, ein paar Tage später kriegt man das Ergebnis per Email.
Und dann… dann weiß man mehr: wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich einmal an Diabetes, Darmkrebs oder Alzheimer leiden werde? Sollte man sich lieber gleich einen Strick… äh… oder mit dem Ergebnis des Gentests zum Doktor gehen… oder doch lieber zur Wahrsagerin?