Man muss auch mal wissen, wenn man verloren hat!

Der Wecker zeigt mit seinen roten LEDs 02:00Uhr an, der Gong geht für einen Einsatz:

RTW und NEF

Treppensturz, bewusstlos

Wir sind dran, zusammen mit unserem NEF sollen wir mal wieder Menschen retten. An der Einsatzadresse angekommen, vorerst ohne NEF, weil das noch nicht da ist, stellt sich uns ein wildes Geschrei und Gezeter dar.

Bewusstlos ist unser Patient augenscheinlich nicht, da er uns bereits entgegengelaufen kommt und uns von weitem zuruft „Ist nichts, ihr könnt wieder fahren.“ Was er uns auch schon von weitem zuruft, ist seine Alkoholfahne, offenbar heute Abend ein paar Gläschen Alkohol zuviel des Guten.

Und bevor wir uns so einfach abservieren lassen, wollen wir wenigstens eine Basisuntersuchung durchführen. Deshalb fordern wir den Patienten auf, sich auf einen Stuhl zu setzten, damit der Kollege einen Bodycheck durchführen kann. Derweil mache ich mich an die Anamnese. Diese ist aber bei unserem Patienten nicht wirklich fruchtbar, da er alles mit „Beantworte ich nicht“ beantwortet, die Fremndanamnese hingegen bringt schon mehr. Augenscheinlich ist unser Patient die Kellertreppe hinunter gestürzt, kopfüber, und lag dann dort ca. 5 Minuten ohne Bewusstsein. Danach wurde er wieder wach, allerdings fraglich orientiert und stand auf. Unterbrochen wurde auch die Fremndanamnese durch ewiges „Halt die Klappe, war so doch gar nicht“ und dergleichen. Der Bodycheck war leider auch nicht möglich, da sich unser Patient hiergegen böse wehrte.

Nun traf endlich auch der Notarzt ein, dem sich das selbe Bild bot, wie uns auch. Dieser konnte auch nicht auf unseren Patienten einreden, welcher auch auf die Anlage des Stifneck mit Gewalt drohte.

Also kurzes Spielchen: Die Abteilung Kavallerie angefordert.

Als unser Patient dies mitbekommen hatte, beschloss er Reißaus zu nehmen und flüchtete. Alles gute zureden unsererseits, schien auf unfruchtbaren Boden zu fallen. Weg war der Patient, da war die Polizei. Diese wurde dann von unserem entschlossenen Notarzt ins Bild gesetzt und schrieb den jungen Mann zur Fahndung aus.

Ohne Ergebnis und mit der Meldung „Patient flüchtig,“ kehrten wir dann zur Wache zurück. Aber unsere Ordnungshüter waren auch nicht tatenlos geblieben und hatten unseren Patienten mit 2 Streifenwagen gesucht und gefunden. Also wieder zurück, hin zur Adresse.

Wirklich kooperativer war unser Patient allerdings auch in Gegenwart der Polizei nicht und weigerte sich, sich untersuchen zu lassen. Unser Arzt, inzwischen schon in seiner Ehre angegriffen und entschlossen, den Patienten zu untersuchen, wollte dann den Patienten nach PsychKG wegen Eigengefährdung seiner selbst einweisen lassen. Der allerletzte Überzeugungsversuch der Polizisten schien dann doch erfolgreich zu klappen und der Patient kam mit zu unserem RTW.

…Aber zu früh gefreut: Denn der Patient hatte anscheinend aufgrund seines erheblichen Alkoholpegel akute Meinungsschwankungen und hatte gerade wieder seine Meinung zu uns geändert. Also wieder gleiches Spielchen wie gerade, Füsse in die Hände und Reißaus, nur dieses mal nicht so erfolgreich. Denn die 4 Schutzmänner waren ja auch noch da und die waren mit dem Plan des Patienten nicht so einverstanden.

Nachdem der Patient massiv gewalttätig wurde, bekam er dann neben der Acht auf den Rücken auch noch die Acht an die Beine und wurde dann halt in den RTW auf die Trage getragen. Hierbei wechselten die Beschimpfungen zwischen peinliches 5te-Klasse-Gehabe bis hin zu Fäkalwörtern. Man hätte einen ganzen Duden füllen können.

Also begaben wir uns dann im Konvoi, RTW, NEF und 2 Streifenwagen zum Krankenhaus zur chirurgischen Abklärung. Unterwegs wurde der Patient nicht wirklich kooperativer oder ruhiger…^^

…Nun standen wir also im Krankenhaus, hatten den Patienten oberflächlich chirurgisch untersuchen lassen und kamen nicht weiter. Eine Einweisung nach PsychKG in die Psych war aufgrund des Alkoholpegel ausgeschlossen, die Unterbringung im Polizeigewahrsam ebenfalls, also einigte man sich auf die Unterbringung des Patienten hier im Krankenhaus bis zur vollständigen Nüchternheit und Ausschluss der Eigengefährdung, natürlich vollständig fixiert und mit viel Palaver verbunden.

Für die Aktion bei der Festnahme bekam der Patient auch noch 2 Anzeigen wegen Widerstandes geschrieben, weil er wohl zwei Polizisten übelst getreten hatte, einmal in den Bauchraum, einmal gegen den Kopf. Zu allem Übel war der Patient auch noch Angehöriger der Streitkräfte, was die Vorgesetzten sicherlich nicht erfreuen wird.

Inzwischen war es halb fünf morgens, ca. 1200 Euro für den Patienten an Rettungsdienstkosten angefallen, 2 Streifenwagen, und etliche Männer und Frauen beschäftigt und alles nur, weil er sich geweigert hatte, sich im Krankenhaus nach einem Treppensturz mit anschließender Synkope untersuchen zu lassen….^^Bravo!

Hierzu passend der lapidare Spruch eines Schutzmannes:

Man muss auch mal wissen, wenn man verloren hat!

Und jetzt warten wir der Dinge, die passieren werden, weil der Onkel war ja Richter, Soldat, Bundespräsident, Arzt und Gott in einer Person….oder war es doch der Papa?! Oder der Cousin?! Oder der Bruder?! Naja, abwarten….^^

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