Richtig fiese Bazillen

Kurzer Blick in die Akte, Klopfen an der Zimmertür, Griff zur Klinke und….
„Halt!“ schreit Schwester Anna.
Ich ziehe meine Hand zurück.
„Was ist los?“
„Der ist doch positiv!“
„Wie bitte?“
„Der Herr Schreiner auf Zimmer zwölf hat MRSA!“
Anna beginnt, sich umständlich mit Handschuhen, Mundschutz und Plastikschürze zu verkleiden und erwartet von mir Selbiges. Ich versuche zu protestieren.
„Und wenn ich nichts anfasse?“
„Trotzdem, Vorschrift ist Vorschrift!“
Also Verkleidung an, nochmal klopfen und dann eintreten. Einen guten Meter vom Patientenbett entfernt bleibe ich stehen.
„Guten Morgen, Herr Schreiner!“
Patient rührt sich nicht.
„Alles in Ordnung?“
Zustimmendes Grummeln.
„Dann machen wir einfach weiter so!“
Auf dem Absatz umdrehen, raus aus der Tür, Verkleidung ablegen und alles in die bereitstehenden Mülltonnen. Keine dreißig Sekunden haben wir im Zimmer verbracht.
„Und was kostet das jetzt?“ frage ich während ich einen halben Liter Desinfektionslösung über Hände und Unterarme verteile.
Schwester Anna runzelt die Stirn.
„Was jetzt?“
„Das Zeug, was wir da gerade in den Müll geschmissen haben?“
„Drei Euro… oder vier…“
„Vier Euro für dreißig Sekunden… soviel zum Thema Kostendämpfung im Gesundheitswesen…“
„Aber wenn wir uns nicht verkleiden und den Patienten im nächsten Zimmer anstecken, was glaubst Du, was das wohl kostet?“
Das mag wohl richtig sein. Jedenfalls ist mir klar, warum man dieses Zeug allgemein als Problemkeim bezeichnet.

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