Strafdiagnostik

Sarah ist stinksauer.
„Der hat mich angekotzt!“
„Wer?“
„Dieser Patient in der Notaufnahme…“
„Oh ja, das kenne ich! Mich kotzen die Patienten auch manchmal an!“
„Nee, ich meine so richtig. Im Schwall.“
„Er hat im Schwall erbrochen?“
Sarah nickt.
„Ja, das kommt vor. Wir befinden uns ja schließlich in einem Krankenhaus!“
„Aber ich sage Dir, der hat das mit Absicht gemacht! Der hat sich noch extra zu mir hingedreht, und obwohl ich ihm eine Nierenschale angereicht habe…“
Ich glaube ihr. Sowas gibt’s wirklich. Man weiß zwar nicht warum, aber das gibt’s. Manche Dinge will man auch gar nicht verstehen.
„Und jetzt?“
„Also ich gehe da nicht mehr hin!“
Na gut, dann werde ich wohl den ritterlichen Retter spielen müssen. Wieder mal. Tu ich ja gerne. Zumindest für Sarah.
„Wie wär’s mit ein bißchen Diagnostik?“ frage ich.
Sarah runzelt die Stirn.
„Also… zuerst einmal muss er natürlich rektal untersucht werden…“
Das heißt auf gutdeutsch: Finger in den Hintern. Des Patienten natürlich.
„Ich nehme an, Du hast das noch nicht getan?“
Sarah schüttelt den Kopf.
Ich ziehe streife mir Gummihandschuhe über und lege vorsichtshalber eine Plastikschürze an.
„Und dann… wäre vielleicht ein disziplinarischer Einlauf fällig…“ fahre ich fort, „am besten ein ordentlicher hoher Senkeinlauf. Medizinisch ist das allemale gerechtfertigt!“
„…und dann verstrahlen wir ihn!“ wirft Kalle ein, „Ein Abdomen CT ist in jedem Fall indiziert. Und natürlich eine Darmspiegelung. Die mache ich. Höchstpersönlich!“
Er grinst.

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