Der Notarzt. Als ich Medizinstudent war stand einer vor mir, er sprach mit mir und erklärte mir die Reanimation. In der Vorlesung erzählte einer über heldenhafte wahre Hubschraubereinsätze, es ging dabei stets um Leben oder Tod. Kein anderes Fachgebiet in der Medizin weckt derartige Emotionen und lässt Ärzte des Gesundheitsamtes verblassen. Jeder Notarzt hat seine speziellen Geschichten parat, sei es die heroische Rettung des Polytraumas vom Hausdach oder die Verhinderung eines Suizides in letzter Sekunde. Doch halt! Es gibt auch in diesem Beruf eine Kehrseite. Eindrucksvoll berichtet hier die Kollegin vom 8er Tubus. Auch ich möchte einmal mit Klischees aufräumen.
- These: Die meisten Einsätze sind herbe Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten und Toten, Wahrheit: 75% sind internistische Einsätze.
- These: Notärzte retten jeden Tag leben, Wahrheit: Die meisten Einsätze erfordern allenfalls das Anlegen einer Infusion.
- These: Das wichtigste Instrument des Notarztes ist der Tubus, Wahrheit: Der Kugelschreiber ist viel wichtiger. Das Ausfüllen des Notarztprotokolls ist die eigentliche Haupttätigkeit.
- These: Das Rettungsteam führt die Befehle des Notbarsches unmittelbar aus, Wahrheit: Vorwiegend Frischlingsärzte sollten besser das tun, was der Rettungsassistent empfiehlt.
- These: Bei Alarm schießt sofort das Adrenalin und die persönliche Herzfrequenz auf 180 hoch, Wahrheit: In der Ruhe liegt die Kraft. Die Laune sinkt beispielsweise, wenn gerade das Mittagessen aufgetischt worden ist oder man im Moment eine interessante Unterhaltung auf Twitter führt.
- These: Nach >1k Notarzteinsätzen ist alles Routine, Wahrheit: Aus Erfahrung kann ich sagen, nein, keineswegs, jeder Einsatz ist anders. Und manchmal, ja manchmal fühlt man sich dann doch als Held …
Artikel von: Monsterdoc