Ich starre wie hypnotisiert auf das EKG, welches mir Schwester Anna soeben wortlos in die Hand gedrückt hat.
„Alles in Ordnung, Doc?“
Nee, eigentlich nicht. Gar nichts ist in Ordnung. Und schon gar nicht das EKG.
„Wie geht’s Ihnen denn?“ frage ich.
„Geht so…“
Er sieht krank aus und versucht, sein Leiden hinter einem hilflos wirkendem Lächeln zu verbergen.
„Jetzt erzählen Sie nochmal von vorn…“
„Also, Doktor, heute früh bin ich also zu meinem Hausarzt. Wissen Sie, ich bin ja normalerweise nicht krank, wegen ‘nem Husten oder so gehe ich normalerweise nicht zum Arzt, aber jetzt war mir die ganze Nacht schon speiübel…“
„Und der Hausarzt?“
„Der hat mich gleich hierher geschickt!“
Und das war eine verdammt gute Idee von ihm.
„Was hat er Ihnen gesagt?“
„Dass da vielleicht etwas am Herzen…?“
Der Patient schaut mich fragend an. Ich nicke. Das EKG zeigt einen massiven frischen Vorderwandinfarkt. Schwester Anna drückt mir wortlos die aufgezogenen Spritzen mit den notwendigen Medikamenten in die Hand, ich erkläre mit knappen Worten was los ist und spritze dann schnell das Morphium. Zwei Minuten später ist der Oberarzt informiert und keine Viertelstunde später ist der Patient mit Blaulicht auf dem Weg zum Herzkatheterlabor.
„Das war ja mal ein fitter Hausarzt!“ sagt Schwester Anna.
Ich nicke geistesabwesend und starre immer noch auf das Krankenblatt.
Das Geburtsdatum!
Der Patient war zwei Jahre jünger als ich.