heute dann die erste reaktion auf japan in meiner praxis – überhaupt.
ich: „also, ihre tochter hat diese struma, die vergrößerung der schilddrüse. das kommt vor und während der pubertät schon mal vor. wir haben ihre blutwerte jetzt untersucht, es gibt keine beeinträchtigung der funktion, also können wir jetzt problemlos jod geben. gibts als tablette.“
mutter: „jod? wirklich? aber im fernsehen sagen sie doch grad, das soll man nicht nehmen. wegen der radioaktivität und so.“
ich: „… mmh. nicht ganz. mit japan hat das bei ihrer tochter erstmal nichts zu tun. die meisten schilddrüsenvergrößerungen kommen in unseren breiten von zu wenig jod in nahrung. benutzen sie denn jodsalz? essen sie immer auch mal fisch?“
mutter: „essen die kinder ja nicht. und das salz… äh….“
ich: „also nicht. ich schreibe ihnen mal jod als tabletten auf. geht leider nur auf grünem rezept, weil ihre tochter schon über zwölf jahre alt ist. gilt als nahrungsergänzungsmittel.“
mutter: „das bezahlt dann die kasse nicht oder was?“
ich: „nein leider nicht, ist ein gesetz von vor zehn jahren oder so, dass nicht rezeptpflichtige medikamente ab zwölf jahren selbst gekauft werden müssen.“
mutter: „na prima.“ es folgt die übliche beschwerde über kassenbeiträge und dass ärzte gar nichts mehr aufschreiben.
ich: „also dann. hier ist das rezept. eine tablette am tag. sollte reichen. wir schauen uns dann die schilddrüse in einem halben jahr wieder an.“
mutter: „aber das mit japan passiert doch grade jetzt. wenn sie jetzt krebs bekommt?“
ich und die nächsten fünfzehn minuten: “ … japan … struma … jodmangel … radioaktivität … völlig andere baustelle … etc pp.“
mutter: „vielen dank, herr dokter. jetzt haben sie uns sehr geholfen. man hört ja im moment soviel im fernseh´ .“