Mach mal eben den Unterricht…

Die Kaffeemaschine pröttelt vor sich hin, schon drei Kannen habe ich im Laufe des Abends leergetrunken. Auf dem Schreibtisch liegt meine komplette Lehrbuchsammlung aufgeschlagen herum und auf dem Rechner glotzt mich eine leere Powerpointpräsentation an. Keine sieben Stunden Galgenfrist mehr. Wenn der Wecker klingelt muss ich auf meinem USB-Stick irgendwas gespeichert haben, was ich dann am Nachmittag im Seminarraum unseres Klinikums zum Besten geben kann.
Angefangen hat das Unglück heute Nachmittag um siebzehn Uhr dreißig. Da hatte ich meinen Kittel gerade in den Schrank gehängt und war drauf und dran, den Heimweg anzutreten, als ich Kalles Hand auf meiner Schulter spürte.
„Du… hast Du noch einen Moment?“
„Äh…?“
„Kannst Du morgen den Unterricht machen?“
„Den… was?“
„Den Unterricht für die PJler!“
„Öh…“
„Das Thema ist egal. Nimm halt irgendwas, was einen Bezug zum Alltag auf Station hat. Bloß keine Kolibris. Irgendein häufiges Krankheitsbild…“
„Und wie…“
„Eine kurze Präsentation, maximal eine halbe Stunde, und dann stellst Du einfach Fragen. Das schaffst Du schon!“
Und damit war er aus der Tür. Ich hätte ihn erwürgen können!
Maximal sechseinhalb Stunden noch. Und ich habe noch nicht einmal ein Thema. Ich fürchte, es wird noch eine lange Nacht…

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