Gerade habe ich zum zweiten Mal die Gabel in den Haufen mit Spaghetti Bolognese gesteckt und will sie zum Mund führen, da macht sich mein kleiner Quälgeist bemerkbar.
Die Notaufnahme ist dran.
„Was habt Ihr?“
„Neunundsechzig Jahre, männlich mit Atemnot…“
„Okay, ich komm gleich.“
Ich stecke noch eine Gabel Spaghetti in den Mund.
„Notarzt ist auch da!“
Noch eine Gabel, dann schiebe ich den Teller weg. Das war’s dann wohl!
„Und die Herzfreqzenz liegt momentan bei knapp vierzig, tendenz fallend….“
Das war das Stichwort. Keine Zeit mehr, das Tablett zurückzubringen, wehendem Kittel sprinte ich im Laufschritt in die Notaufnahme.
Da keucht mir Herr Cimbulski entgegen.
„Tach, Herr Doktor!“ japst er unter seiner Sauerstoffmaske hervor.
Herr Cimbulski ist ein alter Bekannter, erst vor drei Wochen hatte er zuletzt in unserem Haus seine Aufwartung gemacht. Neunundsechzig Jahre, geschätzte hundertzwanzig Pack Years und ein Body Mass Index von geschätzten knapp vierzig. Und blitzeblau im Gesicht.
Der Notarzt erzählt mir, was Sache ist: Heute früh um sieben plötzlich Atmenot, Herzrasen und linksseitige Thoraxschmerzen. Anruf beim Hausarzt, der auch prompt vorbei kam und eine Tablette verabreichte.
„Eine Tablette?“
Ich bin skeptisch. Normalerweise geben Hausärzte doch immer Spritzen?
Herr Cimbulski wollte natürlich nicht ins Krankenhaus. Also ist er daheim geblieben. Das Herzrasen war nach der Tablette zwar weg, aber dafür wurde sein Puls immer langsamer und jetzt ist er bei fünfunddreißig.
„Ich würde mal sagen….“
„Intensivstation!“ entscheidet Schwester Gaby.
Notarzt nickt und seine rotgewandeten Helferlein rollen die Trage mit dem Patienten in Richtung Aufzug.
Eigentlich könnte ich jetzt nochmal in die Kantine zurück… aber die Nudeln haben eh nicht geschmeckt.