Was kostet ein Herzinfarkt draussen?

Die Zeitung WELT titelte vor einigen Tagen, dass ein Klinikaufenthalt eines Patienten in Deutschland im Schnitt statistisch 3772€ kosten würde.

Da hab ich mir mal ein paar Gedanken gemacht, was so ein Rettungsdiensteinsatz in Deutschland kosten würde.

Leider fehlt mir aber das mathematische Know-How und die Daten, um zu errechnen, was ein Rettungsdiensteinsatz im Schnitt statistisch in Deutschland kostet.

Deshalb schauen wir uns jetzt einfach mal an, was an Kosten bei einem ganz normalen Einsatz für RTW und NEF entstehen. Als Einsatzstichwort suchen wir uns einfach mal einen Herzinfarkt heraus. Dies ist in Deutschland eines der häufigsten Notfälle und kommt regelmäßig vor.

RTW und NEF - Auch diese kosten Geld

RTW und NEF – Auch diese kosten Geld

Also kommt mal mit und schaut dem Team über die Schultern:

Der Melder geht, der Gong geht und RTW und NEF rücken zum Notfall aus.

Ein RTW kostet in der Anschaffung ca. 130.000€, ein NEF ca. 100.000€.

Herr Schmid klagt über starke Schmerzen in der Brust, die in seinen Magen, den Arm und den Rücken ausstrahlen. Ausserdem ist Herr Schmid ganz kaltschweißig und hat einen hohen Blutdruck.

Der anwesende Notarzt will natürlich zu allererst ein EKG haben, am liebsten ein 12-Kanal-EKG. Also zücken die Herren Rettungsassistenten ihr Wunderding, in ihrem Fall ein C³ (ja, es gibt auch noch andere Hersteller, wir nehmen heute aber mal diesen…)….nebenbei messen sie auch noch die Sauerstoffsättigung, den Blutdruck und lassen den Praktikanten den Blutzuckerwert bestimmen.

Also schreiben wir auf unseren Zettel mit der Rechnung schon mal knapp 12000€ als Anschaffungspreis für einen C³.

Nachdem das EKG geklebt ist und man das EKG auswertet, will der Notarzt schon mal einen i.V.-Zugang legen und eine Infusion am laufen haben.

Wir zücken wieder unseren Notizzettel und schreiben zu den 12000€ nochmal insgesamt 2€ für Zugang, Pflaster und Infusion (0.70€).

Der Rettungssanitäterpraktikant wird derweil angewiesen, Herr Schmids Atemnot zu lindern und ihm ein paar Liter Sauerstoff zu verabreichen.

Auf unserem Zettel notieren wir uns nun für die 2Liter-Sauerstoffflasche und die Sauerstoffmaske 103€.

Der Notarzt möchte Herrn Schmid nun die Herzinfarkt-Standardmedikation verabreichen: Also Morphin gegen die Schmerzen, Nitrolingual-Spray zur Vorlast-Senkung, ASS zur Blutverdünnung, Beloc gegen den hohen Blutdruck und zusätzlich noch Heparin. Sein Rettungsassistent zieht das alles auf und verabreicht ihm dies.

Wir als Beobachter zücken wieder unseren Zettel und Stift und notieren uns ein paar Zahlen: Morphin kostet 20ct pro Ampulle, eine Nitrolingualflasche erhält man für 1,50€, ASS kostet 4€/Ampulle, Beloc steht bei 0,44€ und Heparin kostet momentan 11,35€ für eine Ampulle. Also schreiben wir uns für die Medikation bis hierhin 13,49€ auf.

Herr Schmid ist nun von unserem Notarzt versorgt worden, im Krankenhaus im Herzkatetherlabor angemeldet und wird nun von unserem Team dorthin transportiert.

Der Notarzt hatte in der Wohnung überlegt, den Patienten schon präklinisch zu lysieren, so wie er es bei seinem anderem Kreis als Notarzt macht.

Wenn, hätten wir uns 1214€ für das Medikament „Metalyse“ aufschreiben können. De facto das teuerste Medikament der Präklinik.

Nun sind wir im Krankenhaus angekommen und Herr Schmid wird in die nächste Kostenschleuder übergeben.

Was aber wird die Krankenkasse als Kostenbeitrag für diesen Einsatz quasi an den Rettungsdienst überweisen: Als Kostenbeitrag wird die Krankenkasse den vorher untereinander vereinbarten Betrag überweisen, welche der Rettungsdienstträger mit den Krankenkassen verhandelt hat. Realistisch wären hier zum Beispiel pauschal für einen RTW-Einsatz 270€ und für einen Notarzt 290€. Wir lägen hier also bei 560€ pauschal für diesen Einsatz.

Natürlich kann man nicht bei jedem Einsatz den vollen Anschaffungspreis ansetzen. Ich will euch einfach nur vor Augen führen, was zum Beispiel ein Defibrillator oder ein RTW in der Anschaffung kostet und das sich dieser auch erstmal amortisieren muss.

Mit der Rechnungspauschale, die der Rettungsdienst pro Einsatz erhält, werden neben den Kosten für Anschaffungen auch die Personalkosten gedeckt, die natürlich auch noch dazu gerechnet werden müssen.

Ich hoffe euch als Leser mal einen Einblick in die Kostenwelt des Rettungsdienstes gegeben zu haben.

Zu den Medikamentenpreisen seit gesagt, dass durch die Position des Rettungsdienstes als Großverbraucher hier natürlich auch die Preise entsprechend gering sind.

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