Keine Ahnung, warum meine Gedanken sich heute schon den ganzen Tag um dieses Thema drehen. Ich fühle mich ein bisschen wie ein ins Abdomen eines anderen Rhesusäffchens transplantierte Gehirn, das nur noch denken und erinnern kann und langsam aber sicher den Verstand verliert.
Okay, der Vergleich war gemein. *schuldbewusst grins*
Aber im Ernst, ich kann mich heute nicht von dieser Horrorvorstellung lösen und je länger ich darüber nachdenke und versuche, mich in diese Situation hineinzuversetzen, desto grauenhafter und schrecklicher finde ich diesen Gedanken.
Zur Erklärung:
Im Kapitel „Just a head“ des Buches „Stiff: The Curious Lives of Human Cadavers“ schreibt die Autorin Mary Roach über diverse Versuche, einen vom Körper abgetrennten Kopf am Leben zu erhalten. Den Teil über die Experimente mit guillotinierten Sträflingen fand ich schon echt krass – vor allem die Erkenntnis, dass die Enthaupteten teilweise noch acht Sekunden lang auf laute Ansprache mit Augenöffnen reagierten und den Sprechenden fixierten … Horror!
Aber was dann über die Experimente berichtet wurde, die der Neurochirurg Robert White mitte der 1960er Jahre in Cleveland an Hunden und Rhesusäffchen durchführte, hat sich so dermaßen in mein Hirn (haha!) gebrannt, dass ich seitdem ständig darüber nachgrübeln muss.
Here is where it begins to get strange.
Ehrlich gesagt war alles davor bereits strange, aber ab diesem Satz wurde es wirklich strange!
White began experimenting with „isolated brain preparations“: a living brain taken out of one animal, hooked up to another animal’s circulatory system, and kept alive.
Lassen wir das doch erstmal sacken. Er pflanzte das lebende Gehirn eines Tieres in ein anderes Tier; am Leben gehalten durch dessen Blutkreislauf. Aber ohne jegliche Sinnesorgane:
These brains, lacking faces and sensory organs, would live a life confined to memory and thought.
HORROR!
White figured out that by cooling the brain during the procedure to slow down the processes by which cellular damage occurs – a technique used today in organ recovery and transplant operations – it was possible to retain most of the organ’s normal functions.
Das klingt ja soweit ganz nett (und ist ohne Zweifel eine tolle Entdeckung gewesen – wenn ich mal so an die neuroprotektive Wirkung des Coolings in der Postreanimationsphase denke!), aber lesen wir doch weiter:
Which means that the personality – the psyche, the spirit, the soul – of those monkeys continued to exist, for days on end, without its body or any of its senses, inside another animal.
Und jetzt kommen wir zu der Frage, die mich nicht mehr loslässt:
What must that have been like?
Ich bin ehrlich, ich kann es mir nicht vorstellen. Und jedes Mal, wenn ich versuche, mich in die Lage des isolierten Gehirns zu versetzen, wird mir schlecht vor Angst bewusst, wie groß der Anteil meiner Sinneseindrücke an meinem Leben ist.
Es ist geradezu lächerlich, sich vorstellen zu wollen, nur ein Gehirn im Bauch eines anderen Wesens zu sein. Zu existieren, ohne irgendwas aus der Umwelt wahrnehmen zu können – nichts zu sehen, zu hören, zu riechen, zu schmecken, zu fühlen.
Eine Existenz, die nur noch aus Gedanken und Erinnerungen besteht. Keine neuen Erfahrungen mehr machen zu können, kein Zeitgefühl zu haben, nicht zu wissen, wo man ist und wieso, nicht um Hilfe rufen zu können …
Horror.
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