Ich befinde mich in der angenehmen Lage, dass ich bisher noch nicht so viele Arbeitszeugnisse habe ausstellen müssen. Es gehört auch wirklich nicht zu meinen Lieblingsaufgaben.
Ich finde es noch schwierig. Arbeitszeugnisse sollen „wohlwollend und wahr“ geschrieben werden – ihr Sinn ist es ja, dem Arbeitnehmer den Start an einer neuen Stelle zu ermöglichen – auf der anderen Seite sind sie aber auch für den Arbeitgeber wichtig, der die Qualifikation des Bewerbers abschätzen muss. Kein Problem bei einem guten Mitarbeiter, aber …
Manchmal stösst man da wirklich auf Probleme.
So soll das Arbeitszeugnis laut Gesetz sein:
- Das Arbeitszeugnis muss wahr sein.
- Das Arbeitszeugnis muss wohlwollend formuliert und charakteristisch sein.
- Das Arbeitszeugnis muss klar abgefasst sein.
- Das Arbeitszeugnis muss vollständig sein.
Heute sind ja sogenannte „verschlüsselte“ Zeugnisse eher nicht mehr „in“ respektive nicht mehr erlaubt– mal abgesehen davon, dass auch der Arbeitnehmer (dank Internet) eine Ahnung hat, was die Verschlüsselung bedeutet.
Was aber schreibe ich in solchen Fällen?:
Wenn die Angestellte betrunken zur Arbeit erschien? Früher gab es da irgendeinen Satz von wegen ...“Durch ihre Geselligkeit trug sie zur Verbesserung des Betriebsklimas bei“. Heute muss man das ausdeutschen: … nur wie?
Wenn die Angestellte den Laden beklaut hat? Das Arbeitszeugnis hat vollständig zu sein. Strafrechtliche Verfehlungen müssten also auch erwähnt werden. Ansonsten kann eventuell sogar der vorherige Arbeitgeber zu Schadenersatz verklagt werden, wenn der Mitarbeiter dort gleich weitermacht. Kann man das überhaupt wohlwollend formulieren? Früher umschrieb man das mal so: „… hat in ihrem wie auch im Interesse der Firma gearbeitet“
Wenn die Angestellte unglaublich faul war?
Wenn sie den Kunden gegenüber ein enorm unfreundliches Verhalten an den Tag legte?
Wenn sie oft krank war? Früher gab es da die Schlussformel: „Wir wünschen ihm alles Gute und vor allem Gesundheit“ …
Ich weiss, in manch anderen Ländern ist das Arbeitszeugnis nicht mehr notwendig und kaum mehr gebraucht, aber bei uns ist das halt üblich und der Arbeitnehmer hat ein Recht auf sein Zeugnis.
Also Frage an Euch: Wie formuliert man das am besten?
Und immer dran denken: Wahrheit • Wohlwollen • Klarheit • Vollständigkeit
Naaaa?