Gute medizinische Blogs kommen und gehen, leider. In der “Szene” gibt es in den letzten 2,5 Jahren, also seit dem Beginn meiner eigenen Web-Existenz, wenige Konstanten. Jüngster Paukenschlag: Die allseits beliebte Heldin im Chaos, Gynäkologin vom Dienst, die erst vor wenigen Wochen ihr Comeback feierte, hat ihren Blog ohne erkennbare Vorwarnung gelöscht. Der Kinderdok berichtete darüber.
Die Frage nach dem Warum ist wie immer Spekulation! Ich möchte auch hierzu gar nichts schreiben. Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang eher die so oft gestellte Frage, ob man als Medizinisch-Tätiger mit Namen oder lieber anonym bloggen sollte. In der Regel bloggen beispielsweise Ärzte anonym und das ist auch meistens besser so.
Nehmen wir z.B. Medizynicus, ein internistisch tätiger Arzt, der regelmäßig über die Ereignisse im Kreiskrankenhaus Bad Dingenskirchen berichtet. Es geht hierbei um persönliche Erlebnisse, die sich fast ausschließlich im Klinikum abspielen. Selbstverständlich sind aus Gründen der ärztlichen Schweigepflicht die Fakten derart verdreht, dass man keine Rückschlüsse auf wahre Begebenheiten und wahre Personen ziehen kann. Auch werden hier heiße gesundheitspolitische Eisen angefasst und teilweise auch intimere Gedanken preisgegeben.
Meine Beobachtung ist, dass anonyme Blogger viel mehr von sich und ihren erlebten Geschichten preisgeben als Blogger, die mit Namen im Impressum bloggen. Ist erstmal logisch. Daher sind sie trotz ihrer Anonymität angreifbarer als reelle Personen, was sich oftmals auch in den Kommentaren widerspiegelt.
Sicherlich interessiert es viele Menschen brennend, was ein Medizinisch-Tätiger wirklich denkt, wie er handelt, warum er so handelt. Dies alles ist nur aufgrund der gegebenen Anonymität im Web möglich. Doch darf sich der Blogger hierbei nicht verzetteln. Dieser Spagat zwischen Mensch und Bloggerdasein ist nicht leicht zu bewerkstelligen und erfordert eine gehörige Portion Disziplin, Mut und Gelassenheit (Schaut mal in diesem Zusammenhang bei der Apothekerin Pharmama vorbei).
Ich persönlich verarbeite meine ärztlichen Erlebnisse in satirischer schriftlicher/musikalischer/sonstiger nicht-anonymer Form. Was ich hier blogge, würde ich auch in der reellen Welt sagen. Das ist mein persönlicher Bloggerweg. Aber diesen Weg muss jeder selbst für sich wählen. Da drängt sich natürlich auch die Frage auch, warum man überhaupt bloggt? Doch das führt dann doch ins Philosophische …
Ich möchte auf jeden Fall Mut machen zum Bloggen, ob anonym oder nicht …
Artikel von: Monsterdoc