Notruf 0815 – Die letzten Stunden: Die Nacht des Notarztes Tobias G aus P

Dieser Gastbeitrag kommt von Docmo

Notruf 0815 ist eine unrealistisch-medizinische Serie mit jeweils abgeschlossenen Geschichten vom Feinsten. Jeder schreibfreudige Mensch darf einen weiteren Teil erfinden und entweder hier oder auf einem eigenen Blog veröffentlichen. (Vorausgesetzt natürlich die Inhalte sind medizinisch-sinnvoll und gefallen) Also Blogger und Kommentatoren: Auf gehts …

Nach einer Fahrzeit von 9 Minuten erreichten beide den Einsatzort in der Sudetenstr, eine Straße mit heruntergekommenen 8- Familienhäusern aus den sechziger Jahren. Vor dem Haus befanden sich 2 Polizeiwagen mit insgesamt 4 Grüngardisten. Als Tobias und Massimo ausstiegen kam einer der Polizisten auf sie zu. Also zur Lage:

5-köpfige Familie, Familienvater stark alkoholisiert hat die Architektur des Mobiliars seiner Wohnung verändert, seine Frau verprügelt, sowie seine 13-jährige Tochter beim Beischlaf mit ihrem türkischen Freund auf der Toilette erwischt, den hat er ebenfalls verprügelt und eingeschlossen, außerdem gibt er an im Besitz einer Schusswaffe und einer Machete zu sein, und als Krönung hat er sich verbal mit ca. 20 im Haus lebenden Türken angelegt, die er alle als stinkende Schmarotzer bezeichnet.

“Also das komplette Programm” konstatierte Massimo, “brauchen wir Rambo oder Freud?”

“Ich gehe mal vorsichtig rein” sagte Tobias, wurde sich aber Sekunden später der Tragweite ob seiner vorschnellen Aussage bewusst, was wäre wenn er ebenfalls eine anatomische Veränderung unterliegen würde, was wäre dann mit dem Wochenende mit Tanja´s neuem Bikini am Waldsee oder einem schönen Liebesfilm. Aber zu spät, gesagtes ist gesagt;

“Ich komme mit Doc” meinte Massimo, “warten wir aber noch kurz auf den RTW, ich denke wir könnten Sören´s Statur und Sven´s Mag Lite gebrauchen”

10 Minuten später hatten sich dann die 4 Retter begleitet von 2 Polizisten den Weg durch das Treppenhaus vorbei an ca. 15 schreienden und wild gestikulierenden türkischen Mitbürgern in den 2. Stock vorgearbeitet. Die Wohnungstür brauchte nicht mehr geöffnet zu werden, sie existierte nicht mehr an ihrem ursprünglichen Ort, erfüllte also demnach nicht mehr ihren eigentlichen Zweck. So betraten sie, Sven den Bodybuilder als Rammbock, dahinter ein Polizist, gefolgt von Tobias und Sven mit der Mag-Lite am ausgestreckten Arm die Wohnung, oder das, was von ihr übrig war. Um zum Ort des Geschehens vorzudringen mussten sie jedoch noch einige Hindernisse in Form von ca. 60 Bierflaschen, IKEA-Regal- /Schrankfragmenten, Armlehnen ehemaliger Sessel sowie etlicher voller Müllsäcke mit einem entsprechenden Geruchmix überwinden, um sich dann dem eigentlichen Casus, der sich akustisch im angrenzenden Zimmer eindeutig zu erkennen gab, zu nähern. Als dieser dann der rot und grün gekleideten Herren gewahr wurde, schwoll seine Stimme zu einem wahren Tremolo an. Tobias verfluchte innerlich aufs neue sein Vorpreschen, fühlte sich aber hinter Sören doch einigermaßen sicher aufgehoben und so konnte er sich einen ersten Eindruck von dem „tasmanischen Teufel“ zu machen.

Er schätzte ihn auf ca. Mitte 30, typische Fettverteilung eines Nahrungsgiftlers , mutmaßlich ALG-2 Empfänger in der 4.Generation, körperlich nach Auseinandersetzung mit seiner Frau und vor allem mit dem im Beischlaf mit seiner Tochter befindlichen Türken nicht mehr ganz unversehrt. Den Rest seines jetzigen körperlichen Ist-Zustandes hatten ihm ca. 12 Flaschen Bier und die anstrengende Restaurierung seiner Wohnung gegeben. Nachdem dem Patienten ob der körperlichen Präsenz und gleichzeitig Übermacht seiner Gegenüber seine doch schiere Ausweglosigkeit weiterer Aktivitäten trotz des Alkoholpegels klar wurden, entspannte sich die Lage dahingehend, dass der eben noch körperlich sehr aktive Mitbürger von einer Sekunde auf die andere in eine Art Lethargie verfiel, die es, so hoffte Tobias, es ihm leichter machen würden, einen verbalen Zugang zu dem Patienten zu finden; auf der anderen Seite war er als Anästhesist nicht derjenige Typus Arzt, der stundenlange Sozialanamnesen erstellt, oder sich an stundenlangen, nicht enden wollenden internistischen Visiten erfreut.

Kurzum, nachdem sich die Lage entspannt hatte, der Wüterich nun in bemitleidenswerterweise wie ein Häuflein Elend inmitten seiner Möbelfragmente das ganze Ausmaß seiner tornadogleichen Aktivitäten erfasst hatte nun über seine persönliche schlechte Kindheit und das Leid der Welt sinnierte, sah Tobias G nun keinen akuten Handlungszwang mehr und überließ die Wohnung samt Bewohnern der Polizei und dem Schreiner.

Als Tobias und Massimo mit ihrem NEF wieder das Krankenhaus erreichten, waren es 06:45; na tolle Nacht war das, wenigstens können wir gleich nach Hause und uns hinlegen. Als Tobias das Krankenhaus betrat kam ihm Tanja aus der Nachtschicht entgegen, sie sah frisch und erholt aus.

“Na Tobias, ruhige Nacht gehabt? Wir sehen uns dann am Wochenende, oder?”

“Na klar, ich freu mich drauf”

“Ich auch” sagte sie mit einem speziellen Unterton und einem vielsagenden Augenaufschlag.

Tobias gab seinen Melder noch ab, hängte seine rote Jacke in den Schrank und fuhr in seine 3- Zimmerwohnung, dachte sowohl während der Fahrt, als auch beim Einschlafen an das bevorstehende Wochenende. Am darauffolgenden Montag hatte er wieder Notarztdienst, vielleicht wieder mit Tanja ?!

Ende

Danke Docmo für deine Geschichte …

Artikel von: Monsterdoc

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