Haben Sie sich auch schon gewundert warum wir beim zügigen Laufen durch Wald, Wiese und Schotterweg trotzdem die ganze Landschaft um uns herum erkennen können? Während ein moderner Fotoapparat mit Bildstabilisator unter diesen Umständen ein verwackeltes Bild abliefert?
Das Auge ist ein Meisterwerk der Evolution und ist der modernen Technologie noch oftmals überlegen. Zwar gibt es heutzutage schon äusserst gute Geräte welche Erschütterungen mit einem Sensor registrieren und augenblicklich durch bewegliche Linsen oder einen beweglich gelagerten Sensorchip ausgleichen, aber bei zu starken Vibrationen wie beim Joggen sind auch die neusten und fortschrittlichsten Fotoapparate überfordert. Der Bildstabilistator des menschlichen Auges ist der sogenannte vestibulookuläre Reflex. Dieser besagt, dass es eine Verbindung zwischen dem Gleichgewichtsorgan im Ohr und der Bewegung des Auges gibt. Jede Bewegung des Kopfes wird registriert und über den Gleichgewichtsnerv an gewisse Regionen im Hirnstamm weitergeleitet ohne dass man sich dessen bewusst wäre. Dort wird dann sofort mithilfe von sechs Muskeln eine Gegenbewegung der Augen ausgelöst. Diese Ausgleichsbewegung der Augen ist auch unter dem Namen “Puppenkopf-Phänomen” bekannt.
Bei gewissen Krankheiten, wenn etwa beide Gleichgewichtsnerven defekt sind, versagt dieser Bildstabilisator und das Signal an den Hirnstamm bleibt aus. Solche Patienten müssen während dem Joggen anhalten oder gar den Kopf mit der Hand stützen um scharf zu sehen. Schon bei der kleinsten Bewegung des Kopfes kriegen sie Probleme. Auch bei gesunden Personen kommt der vestibulookuläre Reflex an seine Grenzen. Bewegt man den Kopf beispielsweise zu rasch hin und her, kann man einen geschriebenen Text nicht mehr lesen. Wenn wir es jedoch nicht provizieren, lässt uns der Bildstabilisator im Alltag eigentlich nie im Stich.